Beim Sterben ist jeder der Erste (1972) – Ein filmisches Meisterwerk von John Boorman, das die Nerven bis aufs Äußerste spannt und dabei tief unter die Haut geht. Mit einer packenden Geschichte von vier Stadtmenschen, die sich in der Wildnis gegen die Natur und mörderische Hinterwäldler behaupten müssen, schuf Boorman einen zeitlosen Klassiker. Burt Reynolds glänzt in einer seiner besten Rollen, und die atemberaubende Landschaft setzt den perfekten Kontrast zur brutalen Gewalt. Dieses Survival-Drama ist nicht nur eine Spannungsoase, sondern auch eine subtile Gesellschaftskritik.
Hintergrundinformationen
1972 brachte Regisseur John Boorman einen Film heraus, der das Genre des Survival-Thrillers neu definierte. Basierend auf James Dickeys gleichnamigen Roman, der auch das Drehbuch verfasste, führt “Deliverance” seine Protagonisten in eine Welt, in der Natur und Mensch gleichermaßen unbarmherzig sind. Gedreht in den wilden, ungezähmten Landschaften von Georgia, USA, setzt Boorman hier auf die rohe Kraft der Umgebung, um die beklemmende Atmosphäre zu verstärken. Das subtile und doch eindringliche Sounddesign, in dem das berühmte Banjo-Duell zwischen Stadt und Land widerhallt, trägt dazu bei, die Spannung bis zum unerträglichen Höhepunkt zu treiben.
Handlung und Erzählweise
Im Zentrum der Geschichte stehen vier Freunde aus der Stadt, gespielt von Jon Voight, Burt Reynolds, Ned Beatty und Ronny Cox, die sich auf einen Kanu-Trip durch die ungezähmte Natur begeben. Was als harmloser Wochenendausflug beginnt, verwandelt sich schnell in einen Albtraum, als die Gruppe von zwei sadistischen Hillbillies überfallen wird. Der Film entfaltet sich in einem langsamen, aber unaufhaltsamen Tempo, das den Zuschauer in die brutale Realität der Überlebenssituation hineinzieht. Die Erzählweise ist gradlinig, aber effektiv – jeder Schritt, jedes Geräusch wird zu einem Teil des intensiven Katz-und-Maus-Spiels, das sich vor den Augen des Zuschauers entfaltet.
Schauspielerische Leistungen
Burt Reynolds, der in den 70er Jahren zum Actionheld avancierte, liefert hier eine der besten Darstellungen seiner Karriere ab. Als selbstbewusster, aber letztlich auch verzweifelter Lewis setzt er seine ganze physische Präsenz ein, um den brutalen Überlebenskampf glaubhaft darzustellen. Jon Voight als der zögerliche, aber letztlich entschlossene Ed bringt eine tiefere Dimension in die Gruppe ein, die den inneren Konflikt der Charaktere glaubwürdig und nachvollziehbar macht. Ned Beatty und Ronny Cox, beide in ihren Filmdebüts, verleihen ihren Charakteren eine menschliche Zerbrechlichkeit, die den Horror der Situation nur noch verstärkt.
Regie und Inszenierung
Boorman setzt in „Deliverance“ auf eine Inszenierung, die sowohl die Schönheit als auch die Grausamkeit der Natur einfängt. Die Flusslandschaften werden zur unberechenbaren Macht, die ebenso tödlich ist wie die menschlichen Widersacher. Besonders beeindruckend ist Boormans Einsatz von langen, stillen Einstellungen, die die Spannung unerträglich aufbauen, bevor sie in plötzlichen Ausbrüchen von Gewalt gipfeln. Die Konfrontation zwischen Mensch und Natur wird so zu einem erbarmungslosen Überlebenskampf, der keine Gewinner kennt.
Technische Aspekte
Die Kameraführung von Vilmos Zsigmond, der später für seine Arbeit an “Close Encounters of the Third Kind” bekannt wurde, verleiht dem Film eine eindringliche, fast dokumentarische Qualität. Die Entscheidung, auf künstliches Licht zu verzichten und die natürlichen Gegebenheiten der Drehorte zu nutzen, verstärkt das Gefühl der Authentizität. Der Schnitt ist straff und präzise, jede Szene trägt zur Intensität des Films bei und lässt keine überflüssigen Momente zu.
Themen und Botschaften
Unter der Oberfläche des Thrillers verhandelt „Deliverance“ Themen wie Zivilisation vs. Wildnis, den Verlust der Unschuld und die Abgründe der menschlichen Natur. Die Begegnung mit der unbarmherzigen Natur und den ebenso erbarmungslosen Menschen stellt die Frage nach der wahren Natur des Menschen: Sind wir wirklich so zivilisiert, wie wir glauben, oder nur eine dünne Schicht von Moral, die in Extremsituationen schnell abblättert?
Vergleich mit ähnlichen Filmen
“Deliverance” hat das Genre des Survival-Films nachhaltig geprägt und wurde zur Referenz für spätere Werke wie „The Hills Have Eyes“ oder „The Revenant“. Während viele dieser Filme die Brutalität der Natur und der Menschen inszenieren, bleibt „Deliverance“ durch seine subtile, fast poetische Herangehensweise einzigartig.
Kritische Analyse und persönliche Meinung
Der Film ist ein intensives Erlebnis, das den Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt. Trotz seiner Brutalität und der düsteren Themen, bleibt er ein cineastisches Meisterwerk, das in keiner Sammlung fehlen sollte. Für Fans von Survival-Thrillern ist “Deliverance” ein Muss, das auch nach Jahrzehnten nichts von seiner erschütternden Kraft verloren hat.
Fazit
„Beim Sterben ist jeder der Erste“ ist ein zeitloser Klassiker, der durch seine dichte Atmosphäre, die starke schauspielerische Leistung und die meisterhafte Inszenierung besticht. Ein Film, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt – und das ist vielleicht seine größte Stärke. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte das dringend nachholen.
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