BESTIEN LAUERN VOR CARACAS (1968) – Wenn der Ozean schweigt, aber die Bestien brüllen
„Ein Kapitän, eine explosive Fracht und eine geheimnisvolle See, die sich nie hätte finden lassen dürfen.“
Willkommen im Reich des Seeabenteuers mit Monster-Addon – in einem Film, der so herrlich zwischen Abenteuer, Fantasy, Gothic-Grusel und Science-Fiction taumelt, dass man ihn eigentlich gar nicht kategorisieren will. Produziert von den Kultmeistern von Hammer Films, inszeniert von Michael Carreras, basiert der Film auf dem Roman Uncharted Seas von Dennis Wheatley – und was dabei herauskam, ist ein Film, der salzig riecht, rau klingt und visuell irgendwo zwischen Traum und Theaterstück liegt.
Worum geht’s überhaupt?
Kapitän Lansen (markant gespielt von Eric Porter) bricht mit seinem Frachter Corita zu einer riskanten Überfahrt auf – beladen mit illegalem Phosphor, der bei Kontakt mit Wasser explodiert (logisch, was sonst?). Mit an Bord: zwielichtige Passagiere, darunter die undurchsichtige Eva Peters, gespielt von keiner Geringeren als Hildegard Knef – charmant, kühl und mit rauchiger Stimme, wie es sich gehört.
Als das Schiff nach einer Meuterei strandet, finden sich die Überlebenden inmitten der sagenumwobenen Sargassosee wieder – einem von dichten Algenfeldern überwucherten, geisterhaften Meer, das Schiffe verschlingt und seine Insassen nie wieder freigibt. Als wäre das nicht schon schlimm genug, tauchen auch noch Riesenkrabben, Algenmonster und eine sektenartige Kolonie von Schiffbrüchigen auf, die dort seit Jahrhunderten ihr Dasein fristen. Willkommen im alptraumhaften Bermuda der Hammer Studios!
Eric Porter, Hildegard Knef & Co. – Insel der verlorenen Charaktere
Eric Porter spielt den sturköpfigen Kapitän mit eiserner Entschlossenheit – nicht unbedingt vielschichtig, aber mit der nötigen Präsenz. Hildegard Knef hingegen gibt der tristen Männerwelt an Bord eine wunderbar geheimnisvolle Note: distanziert, elegant und mit jener tiefen Melancholie, die sie in den 60ern zur Kultfigur machte.
Suzanna Leigh (als Unity) und Tony Beckley (als nervöser Mitreisender Harry) bringen frisches Drama an Bord, bleiben aber klar im Schatten des unheimlichen Settings. Und dann wäre da noch die Monstersektion: eher Gummianzug als CGI – aber hey, genau deshalb schauen wir sowas doch, oder?
Kameratechnisch zwischen Studioboot und Nebelmaschine
Michael Carreras setzt auf klassisches Studio-Handwerk, matte Gemälde, Miniatur-Modelle und Nebel aus der Tube. Die Monster sind charmant altmodisch, das Algenmeer ist mehr Pappmaché als Pazifik, aber genau das erzeugt diese eigentümliche, fast traumhafte Atmosphäre, die man heute nur noch aus Kinderzimmer-Fantasy von anno dazumal kennt.
Gerard Schurmanns Score unterlegt das Ganze mit bedrohlich-pompösem Bombast, irgendwo zwischen U-Boot-Film und Kirchenorgel, und verstärkt das Gefühl: Hier ist alles eine Nummer größer gedacht, als es am Ende aussieht.
Fun Facts aus dem Logbuch
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Der Film ist Teil der „Wheatley-Verfilmungen“ bei Hammer, neben Titeln wie The Devil Rides Out.
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Hildegard Knef war zum Zeitpunkt des Drehs schon längst ein Weltstar und wurde speziell für den internationalen Markt gecastet.
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Die Spezialeffekte wurden mit Miniaturmodellen und Rückprojektionen gedreht – technisch clever, wenn auch optisch leicht durchschaubar.
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Der Titel „Bestien lauern vor Caracas“ ist übrigens frei erfunden – mit Caracas hat der Film exakt gar nichts zu tun.
Fazit: Kultig, kurios, kurios gut
Bestien lauern vor Caracas ist ein Film, den man nicht wegen seiner Logik, sondern wegen seiner Stimmung, seiner Bilder und seiner Genre-Mischung liebt. Er ist Abenteuerfilm, Monsterfilm, Kammerspiel und Seekrimi in einem – mit einem düsteren Gothic-Touch und dem Mut, mehr zu sein als nur Unterhaltung. Und auch wenn die Algen wackeln und die Monster gähnen – der Charme dieser vergessenen Perle ist unübersehbar.
Retro-Bewertung: 7,5 von 10 Seeungeheuern – für einen Film, der irgendwo zwischen 20.000 Meilen unter dem Meer und Horror im Studio-Teich schippert… und dabei herrlich eigen bleibt.