Coffy – Die Raubkatze (1973) | Explosiver Blaxploitation-Klassiker
Die doppelte Identität von Coffy
Sie heißt Coffy. Sie ist OP-Schwester und rettet Leben. Und nachts zieht sie durch die Stadt und wird zu Coffy, der Raubkatze – und bringt böse Buben um die Ecke!
Blaxploitation auf dem Höhepunkt
In den 1970er Jahren war das Blaxploitationkino, zugeschnitten auf ein überwiegend farbiges Publikum, auf dem Höhepunkt. Die Filme boten knallharte Action, freizügige Darstellerinnen und knallige Musik. Die Bösewichte waren oft, aber nicht immer, Weiße, und die unfähigen Polizeibeamten waren ebenso oft Weiße. Aber genau damit bediente dieses Subgenre des Actionkrimis ein dankbares Nischenpublikum und ließ in Lichtspielhäusern, die überwiegend von einer afro-amerikanischen Zielgruppe frequentiert wurden, die Kassen klingeln.
Pam Grier – Die Königin des Genres
Und wie Richard Roundtree, der mit „Shaft“ Furore gemacht hatte, avancierte auch Pam Grier, die wohl begehrenswerteste und betörendste Darstellerin des Blaxploitation-Kinos, zum Superstar.
Eine Rächerin mit eiserner Entschlossenheit
Pam Grier liefert in „Coffy“ die beeindruckende Darstellung einer dunkelhäutigen, weiblichen Rächerin. Coffy ist mit einem farbigen Politiker liiert, der auf dem besten Wege ist, in den Kongress gewählt zu werden. Was er nicht weiß – Coffy hat der örtlichen Drogenmafia den Krieg erklärt! Ihre kleine Schwester liegt nach einem Drogenentzug in einem Pflegeheim und lässt bei jedem Besuch den Rachedurst und Hass der großen Schwester erneut aufflammen. Und so zieht die Raubkatze durch die nächtlichen Straßen, knüpft Kontakte, mimt sogar Edelprostituierte, um an die Größen der Drogenmafia heranzukommen und ihnen das Licht auszuknipsen. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, mit vollem Körpereinsatz ihrer verlockenden Kurven zu Werke zu gehen.
Die tödliche Falle
Wie gefährlich diese Unternehmungen sind, muss Coffy am eigenen Leib erfahren, als sie sich mit King, einem der führenden Zuhälter und Drogendealer einlässt. Der versteht gar keinen Spaß, zumal Coffy ihm bei einem Mega-Deal mit einem südamerikanischen Drogenboss in die Suppe zu spucken droht. Und so sitzt Coffy bald in einer schier ausweglosen Falle, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint…
Ein persönlicher Blick auf den Film
Wow, der Film ist auch bei erneuter Sichtung eine Granate. Ich bin erklärter Blaxploitation-Fan – kein Wunder, wer Eastern mag, hat oft auch ein Faible für Blaxploitation -, seit ich als Jugendlicher erstmals „Shaft“ sah. Dann stieß ich als junger Erwachsener auf „Coffy“, oder besser gesagt, auf Pam Grier. Die Frau war ein Traum und hat immer noch nicht ihre Wirkung auf der Leinwand eingebüßt. Ich sah sie zum ersten Mal an einem Samstagabend in einer Vorschau vor der Spätvorstellung im Kino. Und als ich erstmals „Coffy“ sah, war ich hin und weg.
Coffy kennt keine Gnade
Coffy macht keine Gefangenen. Die Polizisten sind korrupt und von ihnen ist keine Unterstützung, sondern höchstens eine Kugel zwischen die Augen zu erwarten. Und sie sind (natürlich) weiß und fühlen sich der farbigen Bevölkerung gegenüber sowieso als Übermenschen. Sie lassen sich von mächtigen farbigen Gangstern bezahlen, um in ihrem Schatten ihre eigenen Machtpositionen brutal auszuleben. Ob das Opfer männlich oder eine Frau ist, spielt dabei kaum eine Rolle. Und weil das so ist, kennt auch Coffy keine Gnade. Sie nietet die Gegner mit einer Pump Gun weg, und dagegen ist kein Kraut gewachsen. Wer sich ihr in den Weg stellt, kann sein Testament machen.
Explosive Action und reichlich Schauwerte
Natürlich geizt dieser Knallerstreifen auch nicht mit nackter Haut. Coffy gibt sich als jamaikanische Edel-Prostituierte aus und zettelt einen Cat Fight vom Feinsten an, bei dem keine Brust bedeckt bleibt. Die Schauwerte sind enorm, und Pam Grier weiß, wie sie sich ins rechte Licht rückt. Sie spielt toll und ist sich ihrer Wirkung auf ein überwiegend männliches Publikum absolut bewusst.
Ein Klassiker des Blaxploitation-Kinos
„Coffy – Die Raubkatze“ aus dem Jahre 1973 ist ein typischer Vertreter des Blaxploitation-Kinos und spielt mit allen Versatzstücken dieses Genres. Die Zuhälter und Gangster sind genau so, wie man sie aus Serien wie „Starsky & Hutch“ und dem Blaxploitation-Kino kennt: Sie tragen knallbunte Klamotten, Goldketten, Pelzmäntel, breitkrempige Hüte, Sonnenbrillen, an jedem Finger goldene und brillantbesetzte Ringe. Sie geben sich großspurig und überlegen und kosten ihre Macht in ihrem Bezirk voll aus. Auch ihre Helfershelfer sind ein buntes Sammelsurium aus weißen und schwarzen Drogendealern, Junkies, Schlägern, Killern und Polizeibeamten, die für sie die Drecksarbeit erledigen.
Sid Haig und hochkarätige Synchronstimmen
Einer dieser Killer wird übrigens von dem legendären und unlängst verstorbenen Sid Haig verkörpert, den wir aus zahllosen Gastrollen in klassischen TV-Serien kennen, aber auch aus Krachern wie „Haus der 1000 Leichen“, „Kill Bill“ und „The Devil’s Rejects“.
Auch die deutsche (geschnittene) Kinofassung bietet eine Riege an hochkarätigen Synchronsprechern auf, allen voran Ursula Heyer, den großen Christian Brückner, Norbert Langer („Magnum“, „Little Joe“ aus „Bonanza“), Thomas Danneberg, Edgar Ott („Kojak“) und Michael Chevalier („Hoss“ aus „Bonanza“, „David Vincent“ aus „Invasion von der Wega“). Somit ist der Film nicht nur visuell beeindruckend, sondern bietet auch ein Vergnügen für Synchronfans.
Fazit – Ein Muss für Retro-Fans
Selbst wer kein ausgesprochener Fan des Blaxploitation-Genres ist, sollte „Coffy – Die Raubkatze“ gesehen haben, denn der Film ist auch ohne Bezug zur Blaxploitation ein grandioser Vertreter des amerikanischen Actionkrimis der 1970er Jahre. Unbedingte Empfehlung von mir für jeden Retro-Fan.