“Daimajin-Trilogie: Japans steinerner Kriegsgott im Filmhighlight”

Die Legende des Kriegsgottes Daimajin

Hoch oben auf dem Berg Okami-dani befindet sich das Zuhause des Kriegsgottes Daimajin. „Zuhause“ ist dabei zu viel gesagt, denn eine riesige, aus Stein gehauene Statue bezeichnet jene Stelle, an der Daimajin sich der Legende nach einst mit einem steinernen Gehäuse umgab und seitdem auf jenen Tag wartet, an dem er gerufen wird. Solange aber wacht er über Land und Volk…

Die Hohepriesterin und die Macht des Glaubens

So weiß es zumindest die Hohepriesterin Shinobu zu berichten, die das einfache Volk regelmäßig um sich schart und mit Gebeten den Zorn des Kriegs- und Naturgottes zu besänftigen sucht. Denn sämtliche auftretenden Naturkatastrophen schreibt man den Wutanfällen des Gottes Daimajin zu.

Ein Umsturz und die Flucht auf den Berg

Legenden und das Geschwätz einer Schamanin kümmern den machtgierigen Aufrührer Samanosuke allerdings wenig. Als der Herr des Hauses Hanabusa, dessen erster Vasall er ist, gute Aussichten auf das nächste Shogunat hat, zettelt Samanosuke einen Umsturz an und entmachtet seinen Herrn. Leider gelingt es ihm nicht, die beiden Kinder des Hausherren sowie dessen treuen Diener an der Flucht zu hindern. Zuflucht finden sie ausgerechnet in einer Höhle auf dem Berg Okami-dani zu Füßen des Gottes Daimajin.

Zehn Jahre im Schatten von Daimajin

Dort verbringen die Geschwister wohl behütet zehn Jahre ihres Lebens und wachsen zu ehrenwerten und charakterstarken Menschen heran. Leider müssen sie während dieser Zeit aber auch mit ansehen, wie Samanosuke das Volk knechtet und gnadenlos unterdrückt. Als sowohl der treue Diener als auch ihr Bruder in die Fänge des Tyrannen geraten und öffentlich hingerichtet werden sollen, erfleht Prinzessin Kozasa die Hilfe des Kriegsgottes Daimajin und bietet ihm zum Dank ihr Leben. So viel Menschenliebe und den Tränen einer Prinzessin vermag selbst ein versteinerter Gott nicht zu widerstehen, und so erbebt bald die Erde unter den Schritten eines steinernen Ungetüms, das sich unaufhaltbar dem Despoten und seinen Schergen entgegenwalzt…

Der erste Teil: „Daimajin – Frankensteins Monster erwacht“

Im Jahre 1966 schickten japanische Filmemacher mit „Daimajin – Frankensteins Monster erwacht“ ein weiteres Monstrum auf die Leinwände, das sich um die Gunst der Zuschauer bemühte: Daimajin, den steinerne Kriegsgott. Gleich drei Filme um diese Figur wurden im selben Jahr produziert und in den Kinos uraufgeführt. Diese drei Filme schafften es nun auch nach Deutschland und auf eine DVD-Veröffentlichung.

Die Einzigartigkeit von Daimajin

Beeindruckend dabei ist, dass sich das Monster erfrischend von Godzilla, Mothra und ähnlichen Figuren der Kaiju Eiga, also japanischen Monsterfilmen, unterscheidet. Gleichzeitig bindet man die Figur aber auch in eine atmosphärische Jidai Geki – Geschichte um Samurais in historischem Setting ein. Und so entsteht eine grandiose und beeindruckende Symbiose, der nur eines fehlt, um den Fan des Japan-Eastern vollends zu befriedigen – die typischen Chanbara-Elemente, also Blutfontänen und nackte Haut.

Die DVD-Veröffentlichung

Das ist allerdings nur ein kleiner, leicht bitterer Wermutstropfen. Ansonsten bietet diese DVD-Veröffentlichung rundum gelungenes, atmosphärisches Asia-Filmvergnügen. Die Kostüme, die Sets, die Atmosphäre und vor allem auch die Darsteller wissen zu überzeugen. Ein Beispiel, dass auch heute noch eine deutsche Synchronisation gelingen und vollends zufriedenstellen kann, ist dieser Film. Hier hat man sich tatsächlich große Mühe gegeben und sich mit Herzblut an die Arbeit gemacht. Die limitierte Auflage bietet neben einer DVD auch ein informatives, reich bebildertes Booklet.
Diese DVD gehört in jede einigermaßen vernünftige Sammlung von Japan-Eastern.


Der zweite Teil: „Daimajin – Frankensteins Monster kehrt zurück“

Da man den Erfolg des ersten Daimajin-Films bereits im Auge hatte, schob man ein Vierteljahr später bereits den nächsten Film hinterher. Chronologisch hätte man ihn eher als Abschluss der Trilogie nehmen sollen, denn er unterscheidet sich nicht nur qualitativ sondern auch inhaltlich von den anderen beiden Teilen.

Daimajin und der Zorn aus den Tiefen

Der Kriegsgott Daimajin hat ein neues Zuhause gefunden. Sein Schrein bzw. sein steinernes Abbild befindet sich nun auf einer Felseninsel in einem See genau zwischen den Fürstentümern Chigusa und Nagoshi. Einer der Fürsten knechtet die Bevölkerung, weshalb immer mehr Familien ins benachbarte Fürstentum flüchten und dort Zuflucht suchen und auch finden. Das passt dem machtgierigen Despoten Mikoshiba Danjo überhaupt nicht, und so überfällt er kurzerhand das benachbarte Fürstentum und nimmt es im Handstreich. Dumm ist nur, dass sich Fürst Juro und seine Braut, Prinzessin Sayuri, auf die Insel im See retten können. Dort fleht Sayuri den Kriegsgott Daimajin um Hilfe an. Weil der Despot jedoch dem ganzen Götzen-Mummenschanz rasch ein Ende setzen will, sprengt er die Statue des Gottes kurzerhand in die Luft und versenkt sie im See. Dass dies ein fataler Fehler war, wird ihm erst klar, als der Gott seinen Zorn auch aus den Tiefen des Sees wirken lässt und schließlich, als Prinzessin Sayuri auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll und sie ihr Leben für ihr Volk und ihren Liebsten opfern will und in die Hände des Kriegsgottes legt, aus dem See auftaucht und seinem Zorn freien Lauf lässt…

Qualitativ der stärkste Teil

„Daimajin – Frankensteins Monster kehrt zurück“ ist qualitativ der beste Film der Trilogie. Es geht gleich von Beginn an zur Sache, und diese Dramatik hält sich bis zum Schluss. Der Film ist wesentlich rasanter und spannender inszeniert als sein Vorgänger und sein Nachfolger.


Der dritte Teil: „Daimajin – Frankensteins Monster nimmt Rache“

„Daimajin – Frankensteins Monster nimmt Rache“ ist der dritte und finale Teil der Daimajin-Trilogie, wobei jeder Film für sich abgeschlossen ist. Chronologisch wäre der Streifen allerdings in der Mitte besser angesiedelt gewesen, denn die Ereignisse spielen, wie bereits im ersten Teil, wieder auf dem Berg Okami-dani, der dem Kriegs- und Naturgott Daimajin als Heimat dient.

Kinderabenteuer und Materialschlacht

Dieser Abschluss der Trilogie kommt über weite Strecken daher wie ein Kinderabenteuer, ein Familienfilm, der auch von Walt Disney hätte produziert sein können. Die vier Jungs begeben sich auf einen gefährlichen Weg und stolpern von einem Missgeschick zum nächsten. Das ist alles schön atmosphärisch gemacht, nett anzuschauen und unterhaltsam, aber eben nur leidlich spannend. Kinder werden ihre helle Freude daran haben.


Fazit zur Daimajin-Trilogie

Insgesamt sollte man alle drei Teile der Daimajin-Trilogie in der Sammlung haben und unbedingt anschauen. Selten habe ich ein deutlicheres Hohelied auf Loyalität, Gottvertrauen und den Grundsatz, dass ein unterdrücktes Volk nur Hilfe von außen erwarten kann, wenn es bereit ist, sich selbst zu helfen, gesehen.

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