Das Syndikat (1972)

Das Syndikat (1972)

 

Italien in den früheren Siebzigern. Es sind raue Zeiten und raue Zeitgenossen treiben ihr Unwesen auf den Straßen Roms. Oftmals werden von der Polizei gefasste Verbrecher aufgrund von Beweismangel und geschickten Verteidigern wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei einem Überfall erschießen zwei Ganoven unschuldige Passanten. Mario Bertone, Hauptkommissar des römischen Morddezernats, tappt erstmals auf der Suche nach den Tätern im Dunkeln. Während der unberirrbare Bertone seiner Arbeit nachgeht, erscheint nachts plötzlich eine mysteriöse Gruppe auf den Straßen Roms. Ihr Ziel ist es, die freigelassenen Verbrecher auf bestialische Art und Weise zu exekutieren …


Das Italo-Genre dieser Zeit war einfach unschlagbar und Fans von Poliziottesco greifen hier auf jeden Fall zu, da ein Highlight des Genres! Wer sich für das italienische Kino interessiert wird den Namen “Steno” sofort kennen. Damit ist nicht der Schreibstil von Sekretärinnen gemeint sondern ein Regisseur der uns zahlreiche Vertreter, Klassiker im Film Bereich Film geliefert hat. Man denke da nur an die “Plattfuss” Reihe mit Bud Spencer, Banana Joe oder auch “Etappenschweine” von 1974 mit Terence Hill. Ein Meister seines Fachs und Wegbereiter im Italienischen Kino, ob Action, Komödien, Thriller oder auch Erotik-Komödien – ein Mann für alle Fälle.

DAS SYNDIKAT von 1972 gehört zu dem erfolgreichen und immer noch beliebten “Poliziottesco” Genre. Eine Art Untergenre des Polizeifilms, die in Italien zwischen 1968 und 1982 ihre Blüte erlebte. Charakteristisches Merkmal dieser Filme ist der Kampf einzelner Individuen abseits des Polizei- und Justizapparats gegen die organisierte Kriminalität. Ein würdiger Vertreter dieses Sub-Genre, wieder mit sehr prominenter Besetzung. Dazu später aber mehr.

Das Syndikat (1972)

Nun mag es ganz sicher härtere Vertreter des Sub-Genres geben, jedoch ist der Gesamteindruck den DAS SYNDIKAT hinterlässt extrem präsent und stark. Die Story ist sehr gut gedacht und galt bestimmt auch bei vielen anderen Vertretern des Genres als Vorlage und Inspiration. Die organisierte Kriminalität in Rom nimmt stetig zu, die Polizei steht dem fast aussichtslos gegenüber. Denn kaum wird jemand verhaftet und dem Haftrichter vorgeführt, kommt der Verbrecher mit einem blauen Auge davon. Die hiesige Polizei wird zur Lachnummer in den Verbrecher-Kreisen, doch ein ominöses Syndikat hat es sich zur Aufgabe gemacht, freigesprochene Gangster zu killen. Die Taten die schon eher an Hinrichtungen erinnern werden immer präsenter und nehmen kein Ende. Wer steckt hinter dem Syndikat?

Die Thematik der “Selbstjustiz” ist immer ein zweischneidiges Schwert, man sollte es nicht gut heißen, eine moralische Grenze. Regisseur Steno nahm sich beide Seiten genauer an und involvierte es in die Rollen des Films. Der Kommissar der treu seinen Rechten und Pflichten verschworen ist und andere Gesetzteshüter die nur zu gerne das Syndikat unterstützen würden, da sie einen Sinn in dessen Hinrichtungen sieht, da das Gesetz hier wohl eindeutig versagt. In manchen Situationen kann man sicherlich manche Charaktere verstehen und sich in sie hinein versetzen. Doch hat es immer einen kleinen Beigeschmack, den man auch nicht außer Acht lassen sollte. Steno schaffte es beide Ansichtspunkte gekonnt in die Story zu verpacken.

Das Syndikat (1972)

Was mir besonders aufgefallen ist, ist der Soundtrack. Er stammt aus der Feder von Stelvio Cipriani (Der Tod trägt schwarzes Leder), der Sound klingt wieder perfekt auf das Geschehen abgestimmt und unterstützt die Intensität des Films ungemein. Ein fester Bestandteil des Films.

Darstellerisch wurde hier auch nicht gespart, in der Rolle des Kommissars schlüpfte Enrico Maria Salerno, ein bekanntes Gesicht im italienischen Kino. In eine Nebenrolle als Staatsanwalt durfte der charismatische Mario Adorf schlüpfen. Auch wenn seine Screentime recht überschaubar ist, so verhilft er seiner Rolle zur Kühnheit und Gelassenheit. Die beeindruckbarste Rolle ist in meinen Augen die des jungen Mannes Michele. Der König von Mallorca – Jürgen Drews durfte hier mal Film-Luft schnuppern. Doch schreckt bei weitem diese Besetzung nicht ab, durch die Unerfahrenheit des Schauspielers wurde diese auch auf die Rolle projiziert, was vollkommen passt. Drews mimt hier einen unerfahrenen kleinen Ganoven, der noch nicht sonderlich groß mit der Polizei zu tun hatte.

In weiteren Rollen sind Mariangela Melato als Journalistin zu sehen und Laura Belli als Entführungsopfer von Michele, die sich auch mal der Kleidung entledigen muss.

Das Syndikat (1972)

DAS SYNDIKAT ist Sozialkritisch, intelligent, amüsant, spannende, und Actionreich. Auch wenn hier verglichen mit anderen Vertretern der Blutgehalt recht arm ist, weiß der Film zu gefallen. Die Hinrichtungen des Syndikates sind recht spektakulär in Szene gesetzt, sei es bei der Hinrichtung mit Strom oder dem Erschiessungs-Kommando. Es ist ein Film für den man sich etwas Zeit nehmen sollte. Kein Film für nebenbei, denn bei voller Aufmerksamkeit entfacht er sein volles Potenzial. DAS SYNDIKAT ist für mich einer der besten Vertreter aus dem Poliziottesco Genre.

Das Syndikat (1972)

Zu empfehlen ist die Auflage von ALIVE, in einem schicken Schuber mit zahlreichen Bonusmaterial. Zudem ist hier die ungekürzte Fassung in neuer 2K Abtastung drauf. Hinzu kommen noch zahlreiche Interviews sei es mit Jürgen Drews, dem Produzenten Dieter Geissler und dem Bestseller-Autor Peter Berling.

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