DEATH WISH – DIE FILMREIHE: CHARLES BRONSON UND DIE GEBURT DES RÄCHERS
„Wenn das Gesetz versagt, greift Paul Kersey zur Waffe.“
Er war Architekt. Ehemann. Vater. Ein Mann, der keine Gewalt wollte. Aber dann kam der Tag, der alles veränderte. Mit der Death Wish-Reihe wurde Charles Bronson zur Ikone des Selbstjustizfilms – und zum wohl meistdiskutierten Antihelden der Kinogeschichte. Fünf Filme, fünf Eskalationsstufen und ein Vermächtnis, das bis heute nachhallt.
DEATH WISH (1974) – Der Ursprung der Wut
Regie: Michael Winner
Musik: Herbie Hancock
Produktion: Dino De Laurentiis
Paul Kersey (Bronson) lebt als liberaler Architekt ein ruhiges Leben in New York – bis seine Frau von einer Jugendbande ermordet und seine Tochter vergewaltigt wird. Kersey zerbricht – doch statt Therapie greift er zur Pistole. Und was folgt, ist ein Straßenkrieg, der die Zuschauer spaltet: Ist er ein Held? Oder ein gefährlicher Fanatiker?
Michael Winner inszeniert den ersten Teil als sozialkritischen, düsteren Thriller – mit realistischer Härte und einer Atmosphäre zwischen Angst und Verfall. Bronson spielt leise, zurückgenommen – aber mit einem Blick, der tödlicher ist als jede Kugel.
Fun Facts:
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Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Brian Garfield – der allerdings nicht begeistert von der filmischen Umsetzung war.
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Die legendäre Szene, in der Kersey zum ersten Mal einen Straßenräuber erschießt, wurde mit echten Passanten im Hintergrund gedreht.
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Herbie Hancocks Score unterstreicht mit jazziger Kälte die psychische Verwandlung des Helden.
Fazit:
Ein Klassiker des Rachefilms. Düster, unbequem, stilbildend. 9 von 10 Straßenlaternen.
DEATH WISH II (1982) – Die Rückkehr des Schweigers
Regie: Michael Winner
Musik: Jimmy Page (!) von Led Zeppelin
Los Angeles statt New York – aber das Trauma bleibt. Kersey hat ein neues Leben begonnen, doch das Schicksal schlägt erneut zu: Seine Tochter wird entführt und stirbt an den Folgen. Und Kersey? Er greift wieder zur Waffe – diesmal entschlossener, schneller und brutaler.
Teil zwei fährt alles hoch: die Gewalt, die Bodycount, die Explizitheit. Der Film verabschiedet sich vom leisen Drama und wird zum kompromisslosen Exploitation-Streifen mit Hochglanz-Look. Bronson ist jetzt nicht mehr Getriebener – sondern Jäger.
Fun Facts:
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Der Film wurde wegen seiner brutalen Vergewaltigungsszene heftig kritisiert und in vielen Ländern gekürzt oder indiziert.
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Jimmy Page steuerte einen elektrisierenden, düsteren Score bei – einer der ungewöhnlichsten Soundtracks der 80er.
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Gedreht wurde teilweise in echten Problemvierteln von LA – die Crew musste mehrfach mit Schutz eskortiert werden.
Fazit:
Dreckiger, härter, kompromissloser. Nicht jedermanns Sache – aber ein echter Bronson-Klassiker. 8,5 von 10 Patronenhülsen.
DEATH WISH 3 (1985) – Kersey gegen den Wahnsinn
Regie: Michael Winner
Musik: Jimmy Page
Jetzt wird’s wild! Kersey kehrt nach New York zurück – oder besser gesagt: in eine apokalyptisch anmutende Bronx voller Schläger, Messerstecher und Möchtegern-Punks mit Kriegsschminke. Als sein alter Freund ermordet wird, erklärt Kersey der Gang den Krieg. Und was folgt, ist eine Ein-Mann-Armee-Show, die selbst Rambo neidisch machen würde.
Maschinengewehre, improvisierte Fallen, Großstadt-Guerilla-Krieg – Death Wish 3 ist eine Art Actioncomic mit Sozialkritik im Unterhemd. Logik? Fehlanzeige. Spaß? Hoch zehn.
Fun Facts:
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Gedreht wurde größtenteils in London, nicht in New York – was aufmerksamen Fans an der Architektur auffällt.
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Die Gangmitglieder wirken wie Mad-Max-Nachzügler – eine bewusste stilistische Entscheidung.
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Bronson war beim Dreh bereits 64 – aber immer noch schlagkräftig.
Fazit:
Der over-the-top Kultfilm der Reihe. Trashig, brutal, unterhaltsam. 9 von 10 explodierenden Ghettoblaster.
DEATH WISH 4: THE CRACKDOWN (1987) – Kersey räumt auf
Regie: J. Lee Thompson
Kersey hat wieder ein ruhiges Leben – bis die Tochter seiner neuen Freundin an einer Überdosis stirbt. Die Schuldigen: Drogendealer. Kersey bekommt ein Angebot: Arbeite für einen anonymen Millionär, um den Drogenkrieg zu beenden. Klingt wie ein Thriller – ist es auch.
Teil vier ist mehr Verschwörungsthriller als Straßen-Action. Kersey schleicht, verkleidet sich, benutzt Fernzünder und jagt sich durch die Unterwelt wie James Bond auf Entzug.
Fun Facts:
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Bronson war von Michael Winner „durch“ – darum sprang J. Lee Thompson ein, mit dem er mehrfach zusammenarbeitete.
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Der Film zeigt Kersey so strategisch und kalt wie nie zuvor.
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Der Bodycount? Über 40. Kersey hat die Geduld verloren.
Fazit:
Nicht mehr ganz so roh, dafür durchdachter. Weniger Straßenstaub, mehr Intrigen. 7,5 von 10 Sprengladungen im Weinglas.
DEATH WISH 5: THE FACE OF DEATH (1994) – Der letzte Schuss
Regie: Allan A. Goldstein
20 Jahre sind vergangen. Bronson ist jetzt 72. Und doch: Paul Kersey lebt. Diesmal will er heiraten – doch seine Braut wird von einem korrupten Mode-Mogul ermordet. Der alte Zorn kehrt zurück, und Kersey verteilt zum letzten Mal Gerechtigkeit mit Blei.
Der Film ist spürbar kleiner, günstiger produziert, aber Bronson gibt sich keine Blöße. Seine letzte Death-Wish-Performance hat Würde – und genug Wut für einen Abgang mit Knall.
Fun Facts:
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Gedreht wurde in Kanada mit kleinem Budget – als direkte Videoproduktion.
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Bronson ließ sich viele Actionmomente doppeln, war aber bei den Dialogszenen voll präsent.
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Die Reihe endet, wie sie begann: mit Kersey, allein, bewaffnet, entschlossen.
Fazit:
Würdiger Abschluss mit Altersbonus. Kein Feuerwerk, aber ein klarer Schuss ins Ziel. 7 von 10 Silberkugeln.
FAZIT: EIN MYTHOS AUS BLEI UND ZORN
Die Death Wish-Reihe ist mehr als nur Gewaltkino. Sie ist Zeitgeist, Sozialkritik, Exploitation und Bronson pur. Jeder Teil erzählt vom Versuch, Kontrolle zurückzugewinnen – in einer Welt, die immer grausamer wird. Von der Tragödie zum Action-Comic, vom Stillstand zur Selbstjustiz – Paul Kersey wurde zur Leinwand-Legende.
Charles Bronson prägte mit der Figur das Bild des einsamen Rächers wie kein anderer – wortkarg, eiskalt, aber nie überzogen. Ein Mann, der nichts sagt, aber alles tut.