Die Glatzkopfbande (DDR 1973) – Kindsköpfe mit Köpfchen
Die Glatzkopfbande (DDR 1973) – Kindsköpfe mit Köpfchen

In der DDR gab’s nicht nur Sandmännchen und sozialistische Heldensagen – manchmal durfte auch einfach Quatsch gemacht werden. Und „Die Glatzkopfbande“, 1973 unter der Regie von Hans Kratzert entstanden, ist genau das: ein lausbübisches Abenteuer mit Herz, Witz und einer ordentlichen Portion kindlicher Anarchie – auf DEFA-Art eben.
📖 Worum geht’s eigentlich?
Die Geschichte ist herrlich einfach, aber deshalb nicht weniger charmant: Eine Gruppe junger Burschen – alle mit kahlrasierten Schädeln, daher der Spitzname „Glatzkopfbande“ – zieht durch die Straßen einer ostdeutschen Kleinstadt und sorgt für Unruhe. Nicht böswillig, sondern neugierig, verspielt, ein bisschen trotzig und immer mit einer guten Portion Zusammenhalt.

Ein geplanter „Coup“, der eher nach Abenteuer klingt als nach echter Gefahr, gerät etwas aus dem Ruder – was folgt, ist ein wunderbar turbulenter Mix aus Missverständnissen, Verfolgungsjagden und schrägen Erwachsenen.
🎭 Darsteller & Stimmung
Die Kinder spielen ihre Rollen mit einer Natürlichkeit, die man in heutigen Kinderfilmen oft vergeblich sucht. Kein aufgesetztes Overacting, sondern frecher DDR-Straßencharme pur. Die Erwachsenenfiguren dagegen wirken teils überzeichnet – was hervorragend zum komödiantischen Ton des Films passt. Besonders erwähnenswert ist der Einsatz von Alltagskulissen: Keine künstlichen Kulissen, sondern echtes Leben – Plattenbau, Schultafeln, Fahrräder mit Dynamo und Karohemden.
🎞️ Inszenierung & Stil
Hans Kratzert, sonst eher für ruhige Kinder- und Jugendfilme bekannt, zeigt hier Sinn für Timing, Situationskomik und ein gutes Gespür für Gruppendynamik. Die Musik ist typisch 70er-DDR – charmant-beschwingt, manchmal fast jazzig. Visuell lebt der Film von seinem dokumentarischen Flair: kein Hochglanz, sondern Bodenhaftung. Und gerade das macht ihn so authentisch.

📝 Fun Facts & Hintergründe
- Der Film wurde komplett in der DDR produziert, mit Laiendarstellern aus Jugendgruppen.
- Der Titel „Glatzkopfbande“ wurde intern erst kritisch beäugt – zu rebellisch. Doch genau das machte ihn beim Publikum beliebt.
- Oft in Schulen gezeigt – als Beispiel für Gruppenzusammenhalt und moralisches Verhalten (mit Augenzwinkern).
- Lange Zeit galt der Film als „verloren“, da er nur selten ausgestrahlt wurde – jetzt frisch digitalisiert bei DEFA Filmwelt auf YouTube!
🎯 Fazit:
„Die Glatzkopfbande“ ist ein kleines DEFA-Juwel – unaufgeregt, unterhaltsam und ein echter Zeitsprung zurück in eine Ära, in der Abenteuer noch auf Hinterhöfen stattfanden und Kinder mit Mut, Witz und einem Fahrrad mehr bewegen konnten als mit einem Smartphone.
Wer sich für Alltagskultur in der DDR interessiert oder einfach Lust auf einen liebevollen Jugendfilm mit Biss hat, sollte hier reinschauen. Kein sozialistisches Lehrstück, sondern ein Kinderfilm mit Herz, Humor und Glatze.
⭐ Bewertung: 4 von 5 Radkappen
Retro-Faktor: Hoch
Unterhaltungswert: Überraschend
Nostalgie-Level: Übermütig nostalgisch
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