Die It’s Alive-Trilogie: Babys, die die Welt erschüttern

Die It’s Alive-Trilogie: Babys, die die Welt erschüttern

Larry Cohens It’s Alive-Reihe gehört zu den eigenwilligsten und unterschätztesten Horrorfilmreihen der 70er und 80er Jahre. Mit einer Mischung aus gesellschaftlicher Kritik, tragischen Elementen und gnadenlosem Horror schuf Cohen eine Trilogie, die bis heute polarisiert. Doch was macht diese Filme zu Kultklassikern, die man nicht so schnell vergisst? Lass uns einen detaillierten Blick auf die Filme werfen – und darauf, warum deformierte Babys für schlaflose Nächte sorgen können.

Teil 1: It’s Alive (1974) – Schrecken aus der Wiege

Der erste Teil der Reihe beginnt mit einer der wohl verstörendsten Geburtsszenen der Filmgeschichte. Frank und Lenore Davis erwarten freudig ihr zweites Kind. Doch die Geburt im Krankenhaus verläuft anders als geplant. Das Baby ist grotesk deformiert und reagiert mit roher Gewalt: Es tötet die Ärzte und Schwestern und flieht in die Nacht. Bald beginnt eine Mordserie, die Los Angeles erschüttert – und Frank Davis muss sich nicht nur mit seiner Schuld, sondern auch mit den Folgen seiner Ablehnung gegenüber dem Kind auseinandersetzen.

Larry Cohen geht hier weit über den klassischen Monsterfilm hinaus. It’s Alive ist nicht nur ein Horrorfilm, sondern eine bittere Abrechnung mit der modernen Gesellschaft. Die Angst vor den Folgen chemischer und medizinischer Experimente – etwa durch Medikamente oder Umweltverschmutzung – steht im Zentrum. Das Baby ist nicht einfach ein Monster, sondern ein Opfer seiner Umstände, ein Produkt einer Gesellschaft, die sich blindlings auf Fortschritt verlässt.

Technisch beeindruckt der Film trotz seines schmalen Budgets. Die Entscheidung, das deformierte Baby fast nie vollständig zu zeigen, verstärkt die Spannung und überlässt das Grauen der Fantasie des Zuschauers. Bernard Herrmanns musikalische Untermalung – düstere, wabernde Klänge – treibt die unheilvolle Stimmung auf die Spitze.

Themen: Schuld und Verantwortung

Die Stärke des Films liegt in seiner psychologischen Tiefe. Die Hauptfigur Frank Davis ist nicht der typische Held, sondern ein Mann, der zwischen Ablehnung, Scham und einem Rest von Liebe für sein Kind hin- und hergerissen ist. Diese Ambivalenz macht den Film so eindringlich: Es geht weniger um das Monster, sondern um die Frage, wie man mit der Verantwortung für das „Andere“ umgeht.

Teil 2: It Lives Again (1978) – Der Schrecken multipliziert sich

Der zweite Teil erweitert die Geschichte und das Universum von It’s Alive. Schnell wird klar, dass das Baby aus dem ersten Teil kein Einzelfall war. Die Regierung und medizinische Behörden wissen um die Existenz weiterer deformierter Babys und haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese zu eliminieren – bevor sie eine Gefahr für die Menschheit darstellen können. Doch eine Gruppe von Eltern, die ihre Kinder nicht aufgeben wollen, bildet eine Untergrundbewegung, um sie zu schützen.

It Lives Again ist ein intelligenter und spannender Nachfolger, der die Prämisse des ersten Films auf eine gesellschaftliche Ebene hebt. Die Babys stehen hier nicht nur für Mutation oder Umweltkatastrophen, sondern auch für gesellschaftliche Ängste vor dem Fremden und dem Unbekannten. Larry Cohen stellt die Frage: Wer ist das eigentliche Monster? Die deformierten Babys – oder die Gesellschaft, die sie nicht akzeptieren will?

Visuell bleibt der Film dem Low-Budget-Charme seines Vorgängers treu, bietet aber mehr Schauplätze und eine breitere Handlung. Die Spannung wird langsam aufgebaut, und Cohen spielt meisterhaft mit der Unsichtbarkeit der Gefahr, was die Intensität erhöht.

Teil 3: It’s Alive III: Island of the Alive (1987) – Babys auf Abwegen

Der Abschluss der Trilogie schlägt einen völlig neuen Ton an. Die deformierten Babys, die mittlerweile als unkontrollierbare Gefahr gelten, werden auf eine abgelegene Insel verbannt. Dort sollen sie in Isolation leben und sich entwickeln können – ohne Bedrohung für die restliche Menschheit. Doch natürlich bleibt es nicht dabei: Als die Babys erwachsen werden, kehren sie zurück, um ihre eigene Version von Gerechtigkeit durchzusetzen.

It’s Alive III: Island of the Alive ist wohl der ungewöhnlichste Film der Reihe. Mit einer Mischung aus schwarzem Humor, Trash-Elementen und schrägen Einfällen hebt er sich deutlich von den düsteren Vorgängern ab. Der Film ist sicherlich Geschmackssache, aber genau diese Absurdität macht ihn zu einem eigenwilligen Highlight. Cohen thematisiert erneut die Konsequenzen menschlichen Handelns – und lässt die Monster diesmal wirklich „zurückschlagen“.

Stil und Atmosphäre: Horror trifft Gesellschaftskritik

Die It’s Alive-Reihe ist ein Paradebeispiel dafür, wie Horrorfilme mehr sein können als nur Unterhaltung. Larry Cohen verwendet die deformierten Babys als Metaphern für gesellschaftliche Ängste: Sei es die Sorge vor den Folgen von Wissenschaft und Technik, die Angst vor dem Fremden oder die Schuld, die wir als Gesellschaft tragen. Gleichzeitig setzt Cohen auf eine minimalistische Ästhetik, die mehr durch Andeutungen als durch plakative Effekte schockiert.

Die Musik spielt eine zentrale Rolle, besonders im ersten Teil. Bernard Herrmanns Score schafft eine unheilvolle Atmosphäre, die perfekt zum Thema passt. Die Filme sind zwar technisch nicht perfekt – die Effekte wirken teils altbacken –, doch gerade das verstärkt ihren Kultstatus.

Botschaften und Subtexte

Jeder Teil der Trilogie hat seine eigene Aussage:

Teil 1 beleuchtet die persönliche Verantwortung und die Angst vor dem Unbekannten.

Teil 2 thematisiert gesellschaftliche Ausgrenzung und die Frage, wie wir mit „Anderen“ umgehen.

Teil 3 ist eine groteske Abrechnung mit den Konsequenzen menschlicher Hybris.

Hinter dem Horror steckt bei Cohen immer ein tiefgründiger Subtext, der die Filme auch heute noch relevant macht.

Fazit: Warum diese Trilogie Kult ist

Die It’s Alive-Reihe ist ein ungeschliffener Diamant des Horrorgenres. Sie mag nicht die großen Blockbuster-Effekte haben, doch gerade ihre Eigenwilligkeit macht sie so faszinierend. Die Filme bieten Horror, Tragik und eine überraschende Portion Gesellschaftskritik – verpackt in eine Geschichte, die niemand so schnell vergisst.

Wer Horrorfilme mag, die mehr erzählen als nur eine blutige Geschichte, sollte sich It’s Alive und seine Fortsetzungen nicht entgehen lassen. Larry Cohen hat mit dieser Reihe bewiesen, dass Low-Budget-Horror großes Kino sein kann – und dass auch Babys für Albträume sorgen können.

Ein düsteres, aber faszinierendes Stück Filmgeschichte, das dich nicht kaltlassen wird!

Veröffentlichung aus dem Hause Plaion Pictures

Vor kurzem veröffentlichte das Label Plaion Pictures diese düstere Horror Filmreihe erstmals auf Blu-ray. Alle drei Teile in einem Digipak mit einem schönen Schuber.

 

 

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