Die Saat der Angst (1973) – Frömmigkeit, Fleisch und Fanatismus

In einem kleinen, verschlafenen spanischen Provinznest brodelt das Böse – aber nicht in Form von Vampiren, Zombies oder Mutanten, sondern in Gestalt zweier frommer Damen mit Gott im Herzen und Mord in der Hand. Willkommen bei „Die Saat der Angst“, einem abgründigen Genre-Mix aus Gothic-Horror, leiser Exploitation und bitterböser Religionskritik. Regie führte Eugenio Martín, der auch schon den kultigen Horror-Express ins Rollen brachte – hier allerdings ohne Zug, dafür mit deutlich mehr Keller.
🏨 Pension Las Dos Hermanas – dein letzter Urlaub
Zwei Schwestern, Marta (Aurora Bautista) und Verónica (Esperanza Roy), betreiben eine kleine Pension. Hübsch, gepflegt, bibeltreu. Leider auch komplett durchgeknallt. Was den beiden frommen Seelen nicht passt: die Sittenlosigkeit ihrer jungen, freizügigen, selbstbewussten Touristinnen. Und weil Worte nicht reichen, wird eben gleich mal nachgeholfen: mit vergiftetem Wein, heruntergestoßenen Gästen und Messerarbeit, die eher an Metzger als an Moralapostel erinnert.
Das Ganze verläuft so ruhig und unterkühlt, dass man fast vergisst, dass hier Menschen verschwinden – bis irgendwann im Weinkeller Leichenteile schwimmen. Ob Gott das wohl auch so wollte?

😇 Fromm sein, aber bitte mit Mord
Was Die Saat der Angst so unvergesslich macht, ist die Art, wie der Film seine Gewalt zelebriert: ohne großes Getöse, aber mit eiskalter Konsequenz. Hier wird nicht geschrien, sondern verurteilt. Nicht aus Lust, sondern aus Überzeugung getötet. Der Fanatismus kommt nicht mit Kapuzen und Feuer, sondern im Sonntagskleid, mit Perlenkette und einem milden Lächeln. Und das ist verdammt unheimlich.
Die Schwesterndynamik funktioniert grandios – Marta ist das moralische Zentrum der Bosheit, Verónica schwankt zwischen Schuld und Gehorsam. Und dazwischen immer wieder neue Gäste, die ihren Aufenthalt mit dem Leben bezahlen – weil sie zu viel Haut zeigen, zu laut lachen oder einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sind.

🧠 Mehr Kopf als Kettensäge
Was hier auffällt: Der Film setzt nicht auf Schockeffekte, sondern auf schleichendes Unwohlsein. Die Kamera bleibt lange stehen, das Dorf schaut weg, und man fragt sich ständig: Wann merkt endlich jemand, was hier abgeht? Die Atmosphäre ist dicht wie Weihrauch in der Dorfkirche – schwer, stickig und voll unterschwelliger Bedrohung.
Dazu kommt eine brillante Judy Geeson als Laura, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Stück für Stück die Wahrheit zusammensetzt – und dabei gefährlich nah an den Altar des Wahnsinns gerät.

🔥 Fazit: Fromme Frauen, finstere Fantasien
Die Saat der Angst ist kein Film für schnelle Schocks – sondern für langsame, nagende Beklommenheit. Ein psychologisch tiefgreifender Horrortrip, der mit religiösem Fanatismus spielt, als wäre es Weihwasser mit Arsen. Kein Splatterfest, aber ein fieser, moralinsaurer Abgrund mit Nachbrenner. Wer auf elegante Exploitation mit düsterem Euro-Flair steht, sollte diesen Film unbedingt auf dem Schirm haben.
Und mal ehrlich: Wie oft sieht man schon ein Weinfass mit Damenbein?
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