Die schwarze Natter (1947) – Bogart auf der Flucht durch den Großstadtdschungel

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Die schwarze Natter (1947) – Bogart auf der Flucht durch den Großstadtdschungel

Es gibt Filme, die spielen sich nicht nur auf der Leinwand ab, sondern direkt unter der Haut. „Die schwarze Natter“ (Originaltitel: Dark Passage) ist so ein Film. Düster, stilvoll, spannend – und mittendrin ein Mann, der alles verloren hat und doch nicht aufgibt: Humphrey Bogart. 1947 erschien dieser ungewöhnlich erzählte Film noir, der weit mehr zu bieten hat als Zigarettenrauch, Schatten und Fedora-Hüte.


Ein Mann. Eine Flucht. Ein Gesicht ohne Gesicht.

Bogart spielt Vincent Parry, einen Mann auf der Flucht – zu Unrecht wegen Mordes verurteilt, entkommt er aus dem Gefängnis und versucht, seine Unschuld zu beweisen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn die Polizei ist ihm auf den Fersen, alte Bekannte trauen ihm nicht mehr über den Weg – und sein Gesicht ist auf jedem Steckbrief der Stadt zu sehen.

Die Lösung? Eine plastische Operation. Klingt nach einem abgedrehten Kniff, ist aber der perfekte Vorwand für eine filmische Besonderheit: In den ersten 35 Minuten sehen wir Bogart nicht ein einziges Mal – alles wird aus seiner Ego-Perspektive erzählt. Ein kühner erzählerischer Kniff, der für die damalige Zeit absolut revolutionär war.


Bacall & Bogart – das Leinwandtraumpaar mit Krimi-DNA

Natürlich wäre ein Noir-Abenteuer ohne Femme Fatale oder starke Frau nur halb so spannend. Doch hier kommt nicht irgendeine – sondern Lauren Bacall höchstpersönlich. Als Irene Jansen, Tochter eines einst zu Unrecht hingerichteten Mannes, nimmt sie Parry bei sich auf. Ihre Rolle? Keine hilflose Schönheit, sondern eine toughe Frau mit Haltung und Herz. Zwischen ihr und Bogart knistert es – nicht nur im Drehbuch, sondern auch im echten Leben. Die Chemie stimmt einfach, auch weil sie zu diesem Zeitpunkt längst verheiratet sind.


San Francisco als düstere Bühne

Die Stadt spielt eine eigene Rolle im Film. Ob enge Gassen, nebelverhangene Straßen oder heruntergekommene Apartments – San Francisco wird zur Kulisse für Schuld, Lüge und Erlösung. Daves fängt das mit wunderbar expressionistischen Bildern ein. Jeder Schatten erzählt eine Geschichte, jeder Blick in die Tiefe der Nacht eine stille Verzweiflung.


Ein Film mit Ecken, Kanten – und Mut zur Innovation

Was diesen Film so besonders macht, ist sein Mut zur Andersartigkeit. Während viele Noirs auf vertraute Muster setzen – harte Kerle, verruchte Frauen, und eine allwissende Erzählperspektive – bricht „Die schwarze Natter“ aus. Der Zuschauer ist gezwungen, sich mit Parry zu identifizieren – denn er sieht nur, was er sieht. Erst nach der Operation taucht Bogarts Gesicht auf – ein filmisches Erwachen nach der Ohnmacht.

Und dann beginnt das Katz-und-Maus-Spiel erst richtig. Parry trifft auf zwielichtige Gestalten, wird mit der Vergangenheit konfrontiert und muss am Ende eine Entscheidung treffen: Für die Wahrheit oder für die Flucht?


Retro-Resümee: Noir mit Klasse und Charakter

„Die schwarze Natter“ ist kein Film für nebenbei. Er fordert, aber er belohnt auch. Mit einer originellen Erzählweise, mit einem großartigen Bogart, mit einer ebenso starken Bacall – und mit einem Finale, das bittersüß wie schwarzer Kaffee im Morgengrauen schmeckt.

Für Fans des klassischen Film noir ein Muss. Für alle anderen: eine großartige Gelegenheit, den ersten Schritt in die dunkle Welt der Schuld, Sehnsucht und sarkastischen Dialoge zu wagen.


Retro-Wertung:
🎥🎥🎥🎥🎥 von 5 Projektoren – ein echtes Noir-Juwel, das glänzt, weil es sich traut, anders zu sein.

Story
Spannung
Action
Nostalgie

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