„Die Todesfäuste des Karatetigers“ – Trash-Perle der Bruceploitation-Ära

Die Entstehung eines Kultfilms

Zunächst trafen Bruce Le und Godfrey Ho’s Vorzeige-Ninja Richard Harrison im Kino als „Spezialkommando Feuervogel“ zusammen und trieben dort auf der Leinwand ihr pubertär ungestümes Unwesen. Die Videoauswertung verpasste dem Film dann einen erfolgsträchtigeren und genregerechteren Titel: „Die Todesfäuste des Karatetigers“ nannte man das Kasperletheater, das die beiden Haudegen abzogen, und damit reihte es sich ein in unzählige Martial Arts – Schnellschüsse der 1980er Jahre.

Storyline mit klassischem B-Movie-Flair

Die Story ist dann auch diesmal lediglich Aufhänger für ein Dutzend nackte Mädels und Kloppereien, gewürzt mit Panoramabildern aus Madrid, Hong Kong und Macao.

Wissenschaft, Geheimdienste und Nazis

Kaum haben sie eine Formel entwickelt, mit der jegliche Spermien sterilisiert werden können, reichen zwei spanische Wissenschaftler auch schon auf unsanfte Art und Weise den Löffel. Fortan hetzen Geheimdienste aus Ost und West und eine Gangsterbande mit nazikackbraunem Hintergrund, wenn man den Hitlergruß richtig deuten mag, hinter der Formel her. Unsere beiden Helden laufen sich selbstredend für den CIA die Hühneraugen wund, während der Chef der Vietnamesen keinerlei Skrupel kennt und über Leichen geht.

Helden im Einsatz: Bruce Le und Richard Harrison

Bruce Le kriegt ordentlich was zu tun und führt eine derbe Kelle, die selbst den stärksten Stier von den Hufen haut, zieht dafür aber – im Gegenteil zu Richard Harrison – bei den Mädels den Kürzeren. Richard aber, der Italo-Stecher, dessen Filmname „Cannon“ Programm ist, legt eine Mieze nach der anderen flach und rammelt sich durch die Reihen der Agentinnen, ohne damit allerdings auch viel weiter zu kommen, was die Suche nach der Formel betrifft. Zwischendurch geht es ihm ziemlich an den Kragen und Kumpel Bruce muss ihn immer wieder aus der Patsche kloppen. Der Showdown findet dann auch selbstredend zwischen Bruce Le und seinem Lieblingsgegner Hwang Jang Lee statt…

Ein Paradies für Grindhouse-Fans

Wer Bruceploitation und filmischen Grindhouse-Abfall liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Bruce Le’s Lieblingsproduzent Dick Randall (der dicke Nazigangster wird von ihm verkörpert) versammelte allerlei bekannte und illustre Gäste aus dem Eastern-Genre vor der Kamera und scheute auch nicht davor zurück, Morgan Fairchild, Jane Seymour und Jack „Quincy“ Klugman persönlich zu einem sekundenlangen Cameo-Auftritt zu überreden, in dem sie dem Karatetiger höflich (und offenbar ohne jede Ahnung, wen sie da vor sich haben) die Todespranken drücken dürfen.

Die Highlights: Nackte Tatsachen und Klischees

Dem Fan werden allerdings eher die diversen und durchaus ansehnlichen Nackedeis im Gedächtnis bleiben, mit denen sich Richard Harrison ausgiebig vergnügt. Vor allem die betörende Nadiuska wirkt hier wie ein Ersatz für die italienische Dauer-MILF Edwige Fenech, die wohl gerade anderweitig in der Horizontale beschäftigt war. Jedenfalls zeigen die Mädels, was sie drunter tragen, und lassen Männerherzen höher schlagen und die Männerhosen im Schritt enger werden. Die Kampfeinlagen sind eher Durchschnitt, und auch Hwang Jang Lee haben wir schon besser agieren gesehen. Bolo Yeung wird ordentlich verheizt – Screen Time ca. 3 Minuten – und Dauerbösewicht-Hackgesicht Chiang Tao wird mal wieder nach Strich und Faden vermöbelt. Brad Harris, der als Kommissar X seine Fangemeinde bis heute hat, lässt seine Muckis spielen und fängt sich von Bruce ein paar Maulschellen ein, die sich gewaschen haben.

Deutsche Synchro und Trash-Dialoge

Die deutsche Synchro bietet wahre Größen unter den Sprechern auf – Reiner Schöne, Hans-Georg Panczak, Norbert Gastell, K.-E. Ludwig (, der „Scotty“ von der Enterprise, der allerdings nur grunzt), und noch ein paar bekannte Stimmen. Die Dialoge sind aus der hintersten Schublade von Omas Nachtkommode rausgekramt – bei Sprüchen wie: „Oh Richard, mir ist sooo heiß. Ich hätte jetzt Lust auf ein Bad…“ (was macht man, wenn einem heiß ist? Natürlich ein heißes Bad nehmen…!!!) fällt einem echt nix mehr ein. Produktwerbung gibt’s übrigens auch – heute undenkbar, aber Bruce und Richard prügeln sich allen Ernstes durch eine Lagerhalle, die voll mit Kisten der gut lesbaren Zigarettenmarken Camel und Winston ist…

Fazit: Trashiger Spaß für die richtigen Fans

Der Film ist natürlich kein Knaller und irgendwo im unteren Drittel des unteren Drittels der Bruceploitation-Liga angesiedelt, aber die Nackedeis, Bruce Les Zunge in Aktion (er drückt sich immer die linke Wanne von innen raus, als habe er Kojak’s Lolli im Mund. Immerhin erspart er uns dieses Mal das grausliche Katzengejammer) und die touristengefälligen Aufnahmen von Madrid, Hong Kong und Macao machen den Film recht kurzweilig. Uncut ist der Streifen auf Deutsch als Hartbox im retro-Grindhouse-Look von New Cine Media erschienen, und auf Englisch in YouTube zu bewundern.

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