Django, der Rächer (1966) – Ein Mann, ein Colt, ein Vermächtnis
Nach dem gewaltigen Erfolg von Sergio Corbuccis Django (1966) überschwemmte eine ganze Welle an Italowestern die europäischen Kinos – viele davon nutzten den Namen „Django“, auch wenn sie mit dem Original nichts zu tun hatten. Einer der besten Vertreter dieser Ära ist „Django, der Rächer“ (Originaltitel: Texas, Addio) von Ferdinando Baldi. Ein Film, der oft übersehen wird, aber mit Franco Nero in der Hauptrolle einen echten Klassikerstatus verdient.
Handlung – Blutige Spur nach Mexiko
Der texanische Sheriff Burt Sullivan (Franco Nero) ist ein Mann des Gesetzes – kühl, gerecht, aber innerlich zerrissen. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jim (Alberto Dell’Acqua) reitet er nach Mexiko, um den berüchtigten Großgrundbesitzer Cisco Delgado (José Suárez) zu stellen. Delgado hat einst ihren Vater auf grausame Weise ermordet – und Sullivan schwor sich, ihn eines Tages zur Rechenschaft zu ziehen.

Doch was als einfacher Rachefeldzug beginnt, wird schnell zu einem gefährlichen Spiel zwischen Ehre, Schuld und politischem Chaos. In Mexiko herrschen Gewalt, Korruption und Aufstände – und Delgado hält nicht nur Macht über Land und Leute, sondern auch ein düsteres Geheimnis über Sullivans Vergangenheit.
Die Hauptdarsteller – Italo-Ikonen in Hochform
- Franco Nero als Burt Sullivan: Der spätere Kultstar aus Django und Keoma zeigt hier eine andere Seite – weniger wilder Rächer, mehr disziplinierter Mann des Gesetzes. Nero spielt mit stiller Intensität und verleiht dem Film Glaubwürdigkeit und Tiefe.
- Alberto Dell’Acqua als Jim Sullivan: Der unerfahrene, impulsive Bruder – eine Figur, die Sympathie erzeugt und als moralisches Gegenstück zu Burt dient.
- José Suárez als Cisco Delgado: Ein fantastischer Bösewicht, charmant, kalt und skrupellos. Suárez verleiht Delgado eine fast tragische Tiefe.
- Elisa Montés als Delgado’s Geliebte: Eine typische, aber glaubwürdig gespielte Figur der Italowestern-Zeit – zwischen Liebe, Angst und Verzweiflung.
Regie – Ferdinando Baldi zwischen Stil und Moral
Ferdinando Baldi, ein unterschätzter Regisseur des europäischen Westerns (Blindman, Comin’ at Ya!), inszeniert Texas, Addio mit überraschender Ernsthaftigkeit. Wo viele Italo-Western auf Zynismus und übertriebene Brutalität setzen, erzählt Baldi eine Geschichte von Brüderliebe, Schuld und innerer Zerrissenheit.

Die Landschaftsaufnahmen – gedreht in Almería, Spanien – sind imposant, die Kameraarbeit von Enzo Barboni (später Regisseur von Die rechte und die linke Hand des Teufels) beeindruckend. Auch die Musik von Antônio Pérez Olea verleiht dem Film eine tragische, melancholische Note.
Django, der Rächer ist weniger „Trash-Western“ und mehr klassischer Abenteuerfilm – mit Emotion, Moral und einem Schuss Bitterkeit.
Kritik – Zwischen Rache und Reue
Der Film beginnt wie ein typischer Italowestern: Ein einsamer Held, ein Ziel, eine Waffe. Doch schnell wird klar: hier steckt mehr dahinter. Texas, Addio ist kein stumpfer Rachefilm, sondern ein Drama über Vergeltung, Familie und die moralische Grauzone des Rechts.
Franco Nero spielt hier mit viel Kontrolle – ganz anders als in Django, wo er den wilden Antihelden verkörperte. Burt Sullivan ist ein Mann, der Ordnung sucht, aber im Chaos versinkt. Seine Reise nach Mexiko wird zur Reise in die eigene Seele.

Die Action ist präzise, die Schießereien intensiv, aber nie übertrieben. Baldi legt Wert auf Charakterentwicklung statt Krawall. Das gibt dem Film eine Ernsthaftigkeit, die ihn von vielen Zeitgenossen abhebt.
Fun Facts zum Film
- Franco Nero drehte Texas, Addio direkt nach dem Original-Django (1966) – viele internationale Verleiher vermarkteten ihn daher fälschlicherweise als Django-Fortsetzung.
- In einigen Ländern lief der Film unter Titeln wie The Return of Django oder Django 2, obwohl er keinerlei inhaltliche Verbindung hat.
- Gedreht wurde in der spanischen Provinz Almería, der „Heimat“ unzähliger Italowestern-Klassiker.
- Kameramann Enzo Barboni wurde später selbst berühmt – als Regisseur der Trinity-Filme mit Bud Spencer & Terence Hill.
- Regisseur Ferdinando Baldi arbeitete später mehrfach mit Tony Anthony zusammen und gilt als Pionier des 3D-Westerns.
- Die deutsche Synchronfassung verlieh Nero eine besonders markante Stimme – typisch für die 60er-Jahre-Western-Ära.
Fazit – Ein ruhiger, starker Italowestern mit Herz
„Django, der Rächer“ alias Texas, Addio ist ein stiller, kraftvoller Western über Rache, Schuld und Ehre. Keine überzogene Gewaltorgie, sondern ein Film mit Seele, getragen von einem ernsten Franco Nero, stimmungsvollen Bildern und moralischem Tiefgang.
Wer Italo-Western liebt, aber mehr will als Kugelhagel und Sprüche, sollte diesen Film unbedingt (wieder)entdecken.
Retro-Bewertung
🤠 Schauspiel (Franco Nero): ★★★★★
🎬 Inszenierung (Baldi/Barboni): ★★★★☆
⚔️ Spannung & Story: ★★★★☆
📼 Italo-Charme & Atmosphäre: ★★★★★
👉 Gesamt: 4,5 von 5 Retro-Sternen
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