FORTRESS (1992) – Beton, Laser, Brille: Willkommen im Zukunfts-Knast!
„Maximum Security. Maximum Pressure. Maximum Overacting.“
Willkommen in der dystopischen Zukunft – dort, wo Babys verboten sind, Laser durch Schädel brennen und Christopher Lambert mit seiner Trademark-Sonnenbrille in unterirdischen Hightech-Knastanlagen um seine Familie kämpft. „Fortress – Die Festung“ ist ein Paradebeispiel für das Sci-Fi-Actionkino der frühen 90er: Low Budget, viel Ambition, technische Gadgets mit blinkenden LEDs – und ein Plot, der zwischen Paranoia, Überwachungskritik und Trash-Spektakel taumelt.
Worum geht’s?
Die Handlung spielt im Jahr 2017 – aus damaliger Sicht eine finstere Zukunft, aus heutiger Sicht: fast schon Retro-Sci-Fi. In den USA wurde die Ein-Kind-Politik eingeführt. Als John Brennick (Christopher Lambert) und seine Frau Karen ein zweites Kind erwarten, versuchen sie, über die Grenze nach Mexiko zu fliehen. Natürlich fliegen sie auf – und John landet in der titelgebenden „Fortress“, einem unterirdischen Hochsicherheitsgefängnis, das von einem alles überwachenden Computer namens ZED-10 und dem sadistischen Direktor Poe (beeindruckend fies: Kurtwood Smith) kontrolliert wird.
Was folgt, ist ein beinhartes Gefängnisdrama mit Sci-Fi-Elementen, Body-Tech-Horror, Gedankenimplantaten, Gewalt, Revolte – und natürlich einem Ausbruchsplan, bei dem nichts dem Zufall überlassen wird… außer vielleicht dem Drehbuch.
Christopher Lambert – Der Mann mit dem ständigen Stirnrunzeln
Lambert, der damals bereits mit Highlander und Greystoke Kultstatus erreicht hatte, spielt John Brennick mit der gewohnten Mischung aus stoischer Ernsthaftigkeit und gelegentlichem Verwirrungsblick. Man sieht ihm an, dass er für Rollen geschrieben wurde, bei denen man nie so genau weiß, ob er gerade denkt oder gleich explodiert. Aber: Er funktioniert hier. Gerade, weil er das bizarre Setting so selbstverständlich hinnimmt.
Fun Fact: In einem Interview verriet Lambert später, dass er während der Dreharbeiten mehrfach den Überblick über die Handlung verloren hatte. Verständlich – aber irgendwie auch charmant.
Kurtwood Smith – Vom Firmenboss zum Gefängnisdirektor
Bereits als Clarence Boddicker in Robocop war er einer der ikonischsten 80er-Bösewichte. Hier gibt Kurtwood Smith als Direktor Poe erneut den kontrollierten Wahnsinn – ein kühler Bürokrat mit Hang zur Machtspielerei und psychologischer Folter. Seine Beziehung zur KI ZED-10 ist fast zärtlich… was den Horror nur noch steigert.
Inszenierung & Design – Wenn Beton zur Stilfrage wird
Regie führte Stuart Gordon, der sich mit Re-Animator und From Beyond bereits im Horror-Kultbereich etabliert hatte. Mit Fortress wechselte er das Genre, behielt aber seine Handschrift: Körpermodifikation, Isolation, Kontrollverlust. Die Kulissen erinnern an eine Mischung aus 1984, THX 1138 und einem besonders tristen Baumarkt.
Das Setdesign ist effektiv: sterile Gänge, Laserzäune, Zellen mit Gedankenkontrollimplantaten („Intestinators“ – wer lacht, verliert!). Die Spezialeffekte sind – sagen wir mal – zweckmäßig. 1992 konnte man eben noch sehen, wo das Budget lag… und wo nicht.
Aber gerade diese Mischung aus ehrlichem B-Movie-Charme, ambitioniertem Worldbuilding und roher Gewalt sorgt dafür, dass Fortress so gut funktioniert. Er nimmt sich nicht zu ernst, bleibt aber jederzeit ernsthaft in seiner Aussage.
Gesellschaftskritik im Actionmantel
Hinter der Action-Maschinerie steckt durchaus bissige Gesellschaftskritik: Überbevölkerung, staatliche Kontrolle über Geburten, totale Überwachung, das Strafsystem als Wirtschaftsmaschine. Wer tiefer gräbt, findet Themen, die auch heute noch (leider) aktuell sind – nur ohne Laser im Bauchraum.
Fun Facts & Wissenswertes
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Gedreht wurde in Australien, obwohl die Handlung in den USA spielt. Das erklärt den leicht „anderen“ Look mancher Kulissen und Nebenrollen.
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Der Film war kommerziell ein Hit: Bei einem Budget von rund 8 Millionen Dollar spielte er weltweit über 40 Millionen ein – ein echter Erfolg fürs Genre.
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Fortress 2: Re-Entry (2000) versuchte ein Sequel im Weltraum – allerdings mit spürbar geringerem Charme und Budget.
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Die Intestinators, die den Häftlingen implantiert werden, sollten ursprünglich explodieren, wenn jemand flieht – aus Kostengründen wurde das auf „Schmerzen und Krämpfe“ reduziert.
Fazit: Retro-Sci-Fi mit Biss und Beton-Charme
Fortress ist ein herrlich düsterer Sci-Fi-Thriller, der irgendwo zwischen Running Man, Escape from Alcatraz und einem dystopischen IKEA-Katalog pendelt. Sicher kein perfekter Film – aber einer mit Ecken, Kanten und Charakter. Und mit einem Christopher Lambert, der seinem Laser-Knast trotzt wie ein Highlander ohne Schwert, aber mit Wut im Bauch.
Retro-Bewertung: 8 von 10 Intestinators – explodieren nicht, aber sorgen für besten 90s-Knast-Krawall!