RETRO-FILM

Vergessen war gestern, wir sprechen darüber!

Horror SciFi

FRANKENSTEIN ’80 (1972) – Monster, Morde und Makkaroni-Horror

Spread the love

FRANKENSTEIN ’80 (1972) – Monster, Morde und Makkaroni-Horror

„Wenn das Monster nicht aus dem Labor kommt, sondern direkt vom Italo-Band!“

Willkommen in einer Zeit, als italienische Exploitation-Filme alles kopierten, was nicht bei drei auf den Bäumen war – Science-Fiction, Horror, Monsterfilme, egal. Und so kommt Frankenstein ’80 ins Rennen: ein wilder Bastard aus Gothic-Horror, Slasher und Science-Gone-Mad, schamlos inspiriert vom klassischen Frankenstein-Mythos – aber eben auf die ganz spezielle Art, wie nur das italienische Genrekino der 70er sie hervorbringen konnte.


Worum geht’s?

In einer nicht näher definierten europäischen Großstadt häufen sich brutale Morde an jungen Frauen.
Die Polizei tappt im Dunkeln – bis sich herausstellt:
Ein gewisser Dr. Frankenstein (jawohl, keine falsche Fährte) hat ein widerliches Monster erschaffen: Mosaico – eine Art menschliches Flickwerk aus Leichenteilen, das frei herumlaufen darf und sich seine Opfer… nun ja, auf äußerst unappetitliche Weise schnappt.

Das Ziel des Arztes: Medizinischer Fortschritt.
Das Ziel des Monsters: Töten, metzeln, ab und zu ein bisschen grunzen.
Und das Ziel der Polizei? Irgendwie den Wahnsinn stoppen – bevor noch mehr Schönheiten auf der Strecke bleiben.


Cast – Zwischen Theatergestik und Giallo-Glamour

  • John Richardson als Dr. Frankenstein: gibt sich erstaunlich seriös inmitten des Wahnsinns, eine Mischung aus ambitioniertem Wissenschaftler und unterkühltem Mad Scientist.

  • Gordon Mitchell als Mosaico: eine dampfende Masse aus Muskeln, Latex, Narben und ungesundem Körpergeruch. Kein Monster für die Oper, sondern für die Bahnhofskinos.

  • Dalila Di Lazzaro als hübsches Liebesopfer: typisch Italo – schön anzusehen, aber Drehbuchschutz gibt’s keinen.


Inszenierung – Stil? Nein. Wahnsinn? Ja.

Regisseur Mario Mancini – eigentlich Kameramann (u.a. bei The Night Evelyn Came Out of the Grave) – gibt hier sein Regiedebüt. Und das merkt man:

  • Visuell wirkt der Film oft wie ein unfreiwilliger Drogentrip durch schlecht beleuchtete Studiokulissen.

  • Schnitttechnik: Nicht ganz sauber, aber charmant holprig – wie ein getunter Fiat 500 im zweiten Gang.

  • Effekte: Blutbeutel? Check. Latexmasken? Check. Kunstnebel? Noch mehr Check.

  • Atmosphäre: Irgendwo zwischen Giallo-Lust und Horrortrash – mit einer Prise sleazigem Erotik-Touch.

Kurzum: Frankenstein ’80 ist weniger Grusel und mehr groteskes Schaulaufen.


Fun Facts & Hintergrund

  • Der Film wurde auf absolute Billigproduktion getrimmt – 70.000 Dollar Budget, davon gingen vermutlich 60% in Kunstblut und Reagenzgläser.

  • Gordon Mitchell, der den Mosaico spielt, war ein ehemaliger Bodybuilder und Peplum-Star, bevor er ins Horrorfach wechselte.

  • Es gibt praktisch zwei Filme im Film: eine klassische “Mad Scientist”-Story und ein brutaler Slasher um einen Monster-Würger.

  • 1972 war der europäische Exploitationmarkt überfüllt – Frankenstein ’80 lief daher meist im Double Feature mit Giallos oder Vampirschund.

  • Der Originaltitel hatte ursprünglich nichts mit dem Frankenstein-Mythos zu tun – das wurde für den internationalen Markt draufgesetzt.


Kritik & Einordnung

Machen wir uns nichts vor:
Frankenstein ’80 ist keine große Kunst, aber großes Kino für Freunde des gepflegten Italo-Trashs.
Der Film lebt von seinen absurden Dialogen, seinem schwitzigen 70s-Look, den schäbigen Monsterangriffen und der hemmungslosen Lust, einfach drauflos zu drehen – ganz ohne Skrupel oder stilistische Eleganz.

Was heute wirkt wie ein leicht alkoholisierter Fernsehspielversuch mit Monsterlatex, war damals gelebte Exploitationfreiheit:
Drehen, was möglich ist – zeigen, was verkauft.


Fazit: Irgendwo zwischen Schund und Schatz

Frankenstein ’80 ist kein Klassiker – aber ein Paradebeispiel dafür, warum wir 70er-Italohorror so lieben:
Schmutzig, billig, kreativ, schamlos – und trotz (oder gerade wegen) all seiner Schwächen irgendwie unwiderstehlich.

Für Freunde von Giallo-Gore, Sleaze-Perlen und VHS-Nostalgikern eine echte Entdeckung!

Retro-Bewertung: 7 von 10 blutigen Reagenzgläsern – für ein Monster, das aussieht, als hätte es der Polyester-Alptraum höchstpersönlich genäht.

Loading

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden..

Stefan Retro
Seit nun mehr zwei Jahrzehnten habe ich mich den Filmen aus den 50er bis Ende der 90er verschworen. Meine private Filmsammlung wächst stetig und hat mittlerweile eine fünfstellige Zahl erreicht. Sei es VHS, HD DVD, DVD, Blu-ray - bei mir findet alles seinen Platz! Kommt mit auf die Reise in die Vergangenheit!