Hetzjagd im Sumpf (1974) – Sumpf, Schrot und süße Rache

Südstaaten-Rache mit Sumpffieber, Schweiß und 70er-Exploitation-Flair
Wenn man in den 70ern aufgewachsen ist, dann roch das Exploitationkino nach Schießpulver, Motoröl und feuchtem Zypressenholz. Einer der wildesten Vertreter dieser Ära ist „Hetzjagd im Sumpf“ (Originaltitel: Gator Bait, 1974) – ein Rachethriller mit Südstaaten-Mief, Backwoods-Charme und einer toughen Heldin, die es mit jedem Kerl aufnimmt.
Inszeniert wurde der Film von Beverly und Ferd Sebastian, einem echten Ehemann-und-Ehefrau-Team, das hier ein Stück schmutziges Grindhouse-Gold schuf. Und mittendrin: die hinreißende Claudia Jennings – Playboy-Ikone, Naturgewalt und absolute Verkörperung der 70er-Exploitation-Ära.
Handlung – Rache aus dem Sumpf
Tief in den Louisiana-Sümpfen lebt Desiree Thibodeau (Claudia Jennings), eine unabhängige junge Frau, die vom Jagen, Fischen und Überleben in der Wildnis lebt. Für die Männer der nahegelegenen Kleinstadt ist sie eine Art Legende – schön, gefährlich, unnahbar.

Doch als zwei skrupellose Rednecks versuchen, sie zu vergewaltigen, und dabei ein tragischer Unfall passiert, bricht in der Gegend die Hölle los. Die Männer behaupten, Desiree hätte einen von ihnen erschossen – und bald rückt ein ganzer Trupp bewaffneter Südstaatenjäger aus, um sie zu „stellen“.
Was sie nicht wissen: Desiree kennt jeden Winkel des Sumpfes – und wird vom Opfer zur Jägerin. Einer nach dem anderen bekommt zu spüren, dass sie nicht das hilflose Mädchen ist, für das man sie hält.
Die Hauptdarsteller – Wilde Natur trifft auf wilde Kerle
- Claudia Jennings als Desiree Thibodeau: Die ehemalige Playmate of the Year ist hier in ihrer besten Rolle. Stark, sinnlich, furchtlos – sie verkörpert die weibliche Emanzipation im Exploitation-Gewand. In jeder Szene spürt man ihre Entschlossenheit und Wildheit.
- Sam Gilman als Sheriff Joe Bob Thomas: Ein typischer Vertreter des moralisch fragwürdigen Gesetzes – brutal, hinterlistig, und am Ende selbst Opfer seiner Doppelmoral.
- Douglas Dirkson, Bill Thurman und G. Smith als Südstaatenjäger: Ein Haufen testosterongetriebener Rednecks, die das bekommen, was sie verdienen.
- Loris Bies als Julie: Desirees Schwester, die als unschuldiger Gegenpol dient und das menschliche Herz des Films darstellt.
Regie – Beverly & Ferd Sebastian und das dreckige Herz des Grindhouse
Das Ehepaar Beverly und Ferd Sebastian inszenierte den Film mit minimalem Budget, maximaler Entschlossenheit und einer ordentlichen Portion Wildheit. Gedreht wurde on location in den echten Sümpfen Louisianas, was dem Film seinen authentischen, feuchten Look verleiht.

Die Kameraarbeit ist roh, aber stimmungsvoll – lange Einstellungen, Naturaufnahmen, Hitze flimmert über dem Wasser. Kein Hochglanz, kein Hollywood – das hier ist reines Drive-In-Kino, geboren aus Leidenschaft und Dreck.
Beverly Sebastian, selbst eine der wenigen weiblichen Regisseurinnen im Exploitation-Kino jener Zeit, sorgt dafür, dass der Film trotz Nacktheit und Gewalt eine weibliche Perspektive behält. Desiree ist keine Opferfigur, sondern eine Naturgewalt.
Kritik – Rache mit Biss und Schlamm
„Hetzjagd im Sumpf“ ist ein Paradebeispiel für das Backwoods-Rachekino der 70er. Der Film steht in einer Linie mit Deliverance (1972) und I Spit on Your Grave (1978), nur mit mehr Sumpf und weniger Philosophie.

Die Geschichte ist simpel, aber effektiv: eine Frau gegen eine Horde Männer – Natur gegen Zivilisation, Freiheit gegen Unterdrückung. Dabei balanciert der Film zwischen Exploitation und Empowerment erstaunlich sicher.
Claudia Jennings trägt den Film praktisch allein – ihr Auftritt ist stark, sinnlich und wild zugleich. Die Action ist rau, der Soundtrack country-psychedelisch, und die Atmosphäre zum Schneiden dicht.
Heute wirkt der Film wie ein Zeitdokument – roh, kantig, rebellisch – ein wilder Bastard aus Western, Survival-Horror und Feminismus avant la lettre.
Fun Facts zum Film
- Der Film wurde komplett unabhängig mit einem Budget von rund 300.000 Dollar gedreht – ein echtes Low-Budget-Wunder.
- Claudia Jennings starb nur wenige Jahre später tragisch bei einem Autounfall – sie war auf dem Sprung zu einer großen Karriere in Hollywood.
- Gedreht wurde in den echten Sümpfen von Florida und Louisiana – unter brutalen Bedingungen: Mücken, Alligatoren und Temperaturen über 40 Grad.
- Das Sumpfboot von Desiree wurde später in anderen B-Movies wiederverwendet.
- Der Film wurde in den USA ein Drive-In-Hit und war besonders im Süden ein Dauerbrenner.
- 1981 erschien ein inoffizielles Remake/Sequel: „Gator Bait II: Cajun Justice“, ebenfalls von den Sebastians inszeniert.
Fazit – Schmutzig, roh und überraschend modern
„Hetzjagd im Sumpf“ ist Exploitation-Kino in Reinform: dreckig, direkt, aber mit Herz. Der Film ist ein Stück Wildnis auf Zelluloid – voller Sümpfe, Schlangen, Gewehre und Gerechtigkeit.
Claudia Jennings liefert eine Performance, die ihrer Zeit voraus war – eine toughe, selbstbestimmte Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Beverly Sebastians Regie verleiht dem Film eine ungewöhnliche Balance zwischen Härte und Empathie.
Ein Kultfilm für Fans von 70er-Rachethrillern, ein Highlight für VHS-Sammler – und ein Klassiker, der bis heute nichts von seiner schmutzigen Energie verloren hat.
Retro-Bewertung
🔥 Atmosphäre & Sumpf-Feeling: ★★★★★
🎭 Claudia Jennings: ★★★★★
🎬 Regie (Beverly & Ferd Sebastian): ★★★★☆
📼 Grindhouse-/VHS-Kultfaktor: ★★★★★
👉 Gesamt: 5 von 5 Retro-Sternen
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