Nachdem ziemlich viele Beiträge in diversen Filmgruppen den Retro-Streifen „Kickboxer Cop“ verrissen haben, war ich gehalten, doch einen Blick zu riskieren. Immerhin spielt Andrew Stevens, König des B-Erotikthrillers und Sohn von Sleaze-Queen Stella Stevens, sowie Ex-Gatte von Charlies Engel Kate Jackson, die Hauptrolle. Ihm zur Seite steht die zweimalige Karate-Weltmeisterin Karen Sheperd, die schon in „Terminator Woman“ ihre Schlagkraft unter Beweis stellte.
Ein irreführender deutscher Titel und die wahre Handlung
Der wenig originelle deutsche Titel dient lediglich dazu, den Retro-Klopper auf der Kickboxerwelle zu vermarkten und ordentlich Rahm abzuschöpfen. Im Original heißt der Streifen nämlich „Blood Chase“, und das bekommen wir auch präsentiert.
Ein Werttransport der Regierung wird überfallen, und nach einem erheblichen Bodycount landen die Milliönchen in den Händen der Verbrecher. Die werden übers Ohr gehauen und einer der ihren geht mit dem Zaster stiften. Kurz darauf verunglückt er tödlich und findet in den Flammen seines Sportwagens ein trauriges Ende.
Eine unerwartete Wendung nach fünf Jahren
Fünf Jahre später aber glaubt der Bandenführer Nichols die Geschichte immer noch nicht und will den fiesen Beutegeier samt Kohle aufstöbern. Flugs versammelt er drei Kumpels im Knast um sich und macht die Biege, nur um sich an die Fersen von Cheryl, des Betrügers Töchterlein, zu heften. Die allerdings ist eine schlagkräftige Karate-Polizistin, die auch noch tatkräftige Unterstützung von ihrem Dauerverlobten John bekommt. Und so kloppen und treten und ballern sich die beiden in einer 80-minütigen Non Stop-Hatz von einer amerikanischen Großstadt nach Mittelamerika, wo offenbar Cheryls Pappich mitsamt dem Riesenhaufen Zaster ein neues Zuhause gefunden hat…
Eine explosive Hommage an das Retro-Kino der 80er
So war das Retro-Kino der 1980er. Da wurde geballert, was das Zeug hielt, und die Prügeleien sorgten für ordentlich Kleinholz, bis der Gegner endlich aufgab. Pyrotechniker war in solchen Produktionen damals ein gut bezahlter Job und die Sprengmeister konnten sich nach Herzenslust austoben. Dazwischen tauchen zwei, drei Haudegen und ein paar böse Schurken auf, die man durch Häuserfronten und die Pampa hetzt, und das Ganze dann mit viel Krawumm serviert. Garniert wurden solche Filme gerne mit blanken Brüsten oder Ganzkörpereinlagen, aber die fehlen hier komplett, was man von Andrew „Ich leg sie alle flach“ Stevens nun so gar nicht gewohnt ist. Gut, auf die obligatorische Busen-und-Hintern-Show müssen wir also verzichten, aber der Rest ist eben Billigkino von vor 40 Jahren, und da haben wir schon sehr viel Schlechteres gesehen. Es kracht, es zischt, und man lässt sich anderthalb Stunden lang unterhalten, aber mehr auch nicht. Kein Anspruch, keine Logik, keine schauspielerischen Glanzleistungen, keine ausgefeilten Charaktere, aber wer erwartet das schon? Einfach Hirn abschalten und gut… und wer dazwischen einpennt, kann ja nach dem Aufwachen zurückspulen.
Karen Sheperd: Eine ernsthafte Martial-Arts-Darstellerin
Karen Sheperd jedenfalls ist keine Cynthia Rothrock, aber sie zeigt mit herbem Gesichtsausdruck, was sie am besten kann: Martial Arts. Das ist dann auch der Fehler an dem ganzen Film – die Schauspieler nehmen dieses ganze kurzweilige Kasperltheater tierisch ernst. Aber wie gesagt, es gibt auf dem Gebiet viel Schlechteres, und für unter nem Zehner kann man den Film gerne mitnehmen.