Laya Raki – Die Hüftenschwingerin, die Deutschland zu klein war
Wenn in der deutschen Filmgeschichte der Nachkriegszeit jemand das Etikett „exotisch“ wirklich verdient hat, dann ist es Laya Raki. Die Dame mit den verführerischen Kurven, dem feurigen Blick und einer Aura, die irgendwo zwischen Bauchtanz, Boulevard und britischem Fernsehen oszillierte – Laya Raki war eine Erscheinung, wie sie in der Bundesrepublik der Fünfziger nur selten zu sehen war. Und das war vielleicht auch gut so – denn diese Frau hatte keine Lust auf die Rolle der braven Hausfrau mit Kittelschürze.
Vom Zirkuskind zur Skandalnudel
Geboren wurde sie am 27. Juli 1927 in Hamburg als Brunhilde Marie Alma Herta Jörns – ein Name, der nach Hausmusik und Kartoffelsalat klingt. Also besser schnell weg damit! Inspiriert von der Tänzerin La Jana und einem gewissen alkoholischen Anis-Getränk taufte sie sich selbst Laya Raki. Schon als Kind auf der Bühne unterwegs, tanzte sie sich durch Varietés und kleine Bühnen, immer mit einem selbstbewussten Hüftschwung voraus. Ihre Auftritte wurden schnell wilder, frecher – und natürlich: legendär.
Der Durchbruch kam dann im Film, und wie! In „Die Dritte von rechts“ (1950) trug sie nicht viel – zwei Sternchen reichten, um für einen handfesten Skandal zu sorgen. Ganz Deutschland diskutierte plötzlich über Moral, Anstand – und Laya Raki. Und sie? Trocknete sich den Schweiß von der Stirn und tanzte weiter.
Deutschland zu prüde, England ruft!
Als sie merkte, dass man in der Heimat zwar gern guckte, aber ungern förderte, packte Laya Raki 1954 ihre Sachen und zog nach London. Dort traf sie auf Produzenten, die nicht nur ihre Beine, sondern auch ihr Talent sahen – zumindest manchmal. In „The Seekers“ (1954) mimte sie die Māori-Schönheit und sorgte dafür, dass nicht nur britische Kinogänger Herzflattern bekamen. Ihre Darstellung war wild, exotisch, ein bisschen Klischee – aber hey, es waren die Fünfziger.
Später wurde sie Serienstar: In der britischen Fernsehserie „Crane“ spielte sie von 1962 bis 1965 die Halima – ein Mix aus geheimnisvoller Wüstenschönheit und schlagfertiger Barkeeperin. So viel internationale Präsenz war für eine deutsche Schauspielerin dieser Zeit fast schon revolutionär.
Auch stimmlich kein Kind von Traurigkeit
Laya Raki hatte nicht nur Hüften zum Niederknien, sondern auch eine Stimme, mit der sie 1962 die Single „Faire l’amour“ aufnahm – ein Titel, der bereits ahnen lässt, dass sich hier niemand in heimischen Volksliedern übte. Noch frecher wurde es mit „Oh Johnny, hier nicht parken“ – einem Song, der in Deutschland prompt auf dem Index landete. Man kann sich vorstellen, dass Laya Raki bei der Nachricht ein ziemlich schelmisches Lächeln über das Gesicht huschte.
Liebe, Leben, L.A.
1957 heiratete sie den australischen Schauspieler Ron Randell. Die Ehe hielt bis zu dessen Tod 2005 – was in Showbiz-Maßstäben einer goldenen Hochzeit gleichkommt. Danach fand sie noch einmal ihr Glück und heiratete 2009 Duane O. Wood – einen ehemaligen Lockheed-Vize. Man kann also sagen: Karriere gemacht, Liebe gefunden, und Hollywood auch noch mitgenommen.
Laya Raki starb am 21. Dezember 2018 in Los Angeles, fernab ihrer deutschen Heimat, aber mit einem Lebenslauf, der bunter kaum sein könnte.
Fazit: Kein Mauerblümchen, sondern Filmgeschichte
Laya Raki war mehr als eine Tänzerin mit Hüftschwung. Sie war eine selbstbestimmte Frau in einer Ära, in der das noch alles andere als selbstverständlich war. Ihre Filme mögen nicht alle Klassiker sein, aber ihre Persönlichkeit, ihre Präsenz – die brennen sich ins kollektive Retro-Gedächtnis. Zwischen Skandal, Glamour und einem Hauch internationalem Jetset bleibt sie: eine Ikone der etwas anderen Art.