Kritik: Lebendig gefressen (1980)

Kritik: Lebendig gefressen (1980)

Lebendig gefressen (1980)

In New York geschehen mysteriöse Mordfälle. Auf der Flucht vor den Hütern des Gesetzes wird der Mörder überfahren. In seiner Tasche findet die Polizei die Adresse der jungen Diana, die seit 6 Monaten vermisst wird, und einen 8 mm Film, der ein grausames Ritual zeigt. Sheila, Dianas Schwester, und Mark machen sich auf die Suche nach der Vermissten und geraten so in den Sog sich überstürzender Ereignisse. In den unerforschten Dschungelwäldern Neuguineas stoßen sie auf eine geheimnisvolle Sekte mit abstoßend-Faszinierenden Kulthandlungen. Hier ist Mitleid ein Fremdwort. Wer hier eindringt, taumelt von einem Entsetzen in das andere! Fressen oder gefressen werden ist das grausame Gesetz der Kannibalen!


Lebendig gefressen kann man in mehreren Genres einstufen, da wären zum einen Abenteuerfilm, Horror und Splatter, aber auch Dokumentarische Elemente fanden Ihren Platz im Film. Regisseur von Lebendig gefressen war kein geringerer als Umberto Lenzi, der sprichwörtliche Schöpfer der Kannibalenfilme der 80er Jahre.

Die in dem Film gezeigte Purifikationssekte existierte nämlich in der Realität, allerdings in einer anderen Form und war zwei Jahre zuvor – im Sommer 1978 – durch einen Massenselbstmord in die Schlagzeilen geraten. Ganz offensichtlich wollte Umberto Lenzi die zu diesem Zeitpunkt noch sehr frische Tragödie publikumswirksam ausschlachten – und so vermische er Fiktion und Realität.

Leider ist ein nicht unbeachtlicher Teil der im Film gezeigten Effekte aus bereits vorher produzierten Genrebeiträgen herausgeschnitten und in das Endprodukt ‘Mangiati Vivi’ hinein kopiert worden. Diese Dreistigkeit dürfte zu mindestens dem erfahrenen Genrefan schon beim ersten Hinschauen ins Auge stechen. Dazu gehören übrigens auch alle Tier-Snuff-Szenen im Film. Diese stammen allesamt aus Lenzi ersten Kannibalen-Film. Das für Lebendig gefressen nicht eigens Tiere getötet wurden macht das Zeigen diesen Szenen natürlich nicht besser. Tiersnuffszenen sind in Lebendig gefressen mehr als ausreichend anzusehen, auch Vergewaltigungen prägen die Story von Lebendig gefressen sehr deutlich. Nicht zu vergessen, die ganzen Splatter-Szenen, wie Menschen beim lebendigen Leibe aufgefressen werden, Körperteile werden abgetrennt, Brust wird abgeschnitten, ein Stammeskollege wird entmannt, weil seine Kollegen Hunger haben und sonst kein Opfer zur Verfügung steht und und und….dies sind nur einige Beispiele dafür was einen in Lebendig gefressen so alles erwartet! Ebenfalls ist viel weibliche nackte Haut zu erblicken.

Hervorzuheben ist, wie bei vielen italienischen Horrorfilmen, der wunderschöne Score. Die stimmungsvolle Musik passt zu den Bildern wunderbar und verleiht dem ganzen eine wunderbare Atmosphäre. Der Cast in Lebendig gefressen ist auch recht ordentlich, Richard Kerman (bei Pornofans auch als Richard Bolla bekannt) spielt die Rolle des heruntergekommenen Abenteurers sehr überzeugend. Ihm zur Seite gestellt, wird die wirklich hübsche Janet Agren, bekannt auch aus Umberto Lenzi seinen anderen Film “Ein Zombie hing am Glockenseil”  deren Aufgabe ist, dem Zuschauer als attraktiven Blickfang zu dienen. Den wenigsten dürfte auch bekannt sein, dass sie sogar zusammen mit Arnold Schwarzenegger zusammen vor der Kamera stand. Und zwar für den unfreiwillig komischen, aber durchaus unterhaltsamen Red Sonja, in dem sie sogar in der ersten halben Stunde Schwert- und Kampfkünste vorführen darf.

Der charismatische Ivan Rassimov, der jedem Italo-Fan wohl bekannt sein dürfte, spielt die Rolle des durchgeknallten Sektenführers in Lebendig gefressen einfach genial. Lebendig gefressen ist nur was für Fans von Kannibalen – Filme und Splatter-Fans, denn der Gore ist doch schon etwas höher als in anderen Kannibalen – Filme, auch wenn in Lebendig gefressen nur vieles hineinkopiert wurde.

Lebendig gefressen gibt es auf VHS und DVD, ich denke eine BluRay Umsetzung wird es wohl nicht geben, denn Lebendig gefressen ist immer noch indiziert und wird es wohl auch bleiben! Ich habe Euch mal den Beschlagnahmungsbeschluss mit angegeben. Ob Lebendig gefressen ein Film für einen ist, sollte jeder selbst für sich entscheiden, denn viele Tiersnuffszenen sind doch schon irgendwie komisch anzusehen, sind schließlich auch nur Lebenwesen wie wir.


Beschluss zur Beschlagnahmung durch das AG Tiergarten vom 01.03.2000:

Videofarbfilm
Vertrieb: Astro, Kassel
Regie: Umberto Lenzi
Ausgabe: 1997

“Der Film ist inhaltsgleich mit dem bereits durch Beschluss des AG Pforzheim vom 8. Juli 1999 bundesweit beschlagnahmten Film “Lebendig gefressen” (4 Gs 459/88). Es wird auf den Beschluss des AG Pforzheim Bezug genommen. Der Film erhält gewaltverherrlichenden Charakter durch folgende Szenen:

6.min. wird gezeigt, wie einer Person bei einer religiösen Feier die Haut im Rücken zusammengezogen wird und die Personen an Fleischerhaken aufgehängt werden.
29.min. folgt eine Sequenz, in der gezeigt wird, wie ein Kannibale Teile einer Frau isst, die er zuvor umgebracht hat.
54.min. folgt eine Sequenz, in der gezeigt wird, wie die Kannibalen einen der ihren quälen und töten.
74.min. wird gezeigt, wie ein Kannibale einem anderen ein Ohr abschneidet und dieses aufisst. Über mehrere Minuten hinweg wird dargestellt, wie die beiden Frauen bei lebendigem Leibe aufgefressen werden. Es wird gezeigt, wie der nackten Frau die linke Brust mit einem Messer abgeschnitten wird, der anderen der Unterschenkel abgetrennt und ihr Bauch mittels einer Lanze aufgeschlitzt wird, während andere Kannibalen die abgetrennten Körperteile auffressen.

Der Film wird aufgrund seines gewaltverherrlichenden Charakters zu verbieten sein.”

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