Mimic (1997) – Wenn die Evolution zurückschlägt
Guillermo del Toro ist ein Meister der düsteren Ästhetik, und schon mit Cronos bewies er, dass Horror mehr sein kann als bloßes Schockkino. Mit Mimic tauchte er 1997 in die Welt des Science-Fiction-Horrors ein – und schuf eine beklemmende Geschichte über die unkontrollierbaren Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur.
Die tödliche Bedrohung aus der Kanalisation
In New York wütet eine tödliche Seuche, die ausschließlich Kinder befällt. Die Ursache? Kakerlaken. Um die Ausbreitung zu stoppen, entwickelt die Insektenforscherin Dr. Susan Tyler (Mira Sorvino) eine neue Spezies: die Judas-Züchtung – ein genetisch manipuliertes Mischwesen aus Termiten und Gottesanbeterinnen, das die Seuchenträger eliminieren soll. Der Plan geht auf, die Krankheit verschwindet, und die Stadt atmet auf. Doch drei Jahre später kommt das böse Erwachen. Eine übergroße Kakerlake taucht auf – und produziert genau das Sekret, das eigentlich nur die Judas-Züchtung besitzen dürfte. Hatten die Forscher nicht sichergestellt, dass ihre Kreaturen unfruchtbar waren? Doch die Natur hat ihren eigenen Kopf. Die Judas-Züchtung hat überlebt, sich weiterentwickelt und lauert nun in den Schatten der Kanalisation. Noch schlimmer: Sie hat gelernt, sich optisch an ihre Umwelt anzupassen – und kann mittlerweile sogar Menschen imitieren.
Kein einfacher Alien-Abklatsch
Mimic wurde oft als bloßer Alien-Abklatsch abgetan, doch das wird ihm nicht gerecht. Ja, es gibt schleimige Kreaturen und düstere Gänge, aber del Toro setzt hier auf eine ganz eigene, bedrohliche Atmosphäre. Besonders faszinierend ist die Idee, den Mimikry-Effekt – eine in der Natur bereits vorhandene Tarntechnik – als Grundlage für eine Horrorstory zu nutzen. Die Effekte sind handgemacht und in ihrer Art eigenständig, fernab von den x-beliebigen CGI-Monstern vieler 90er-Genrevertreter.
Starke Besetzung und packende Atmosphäre
Auch schauspielerisch fährt der Film einiges auf: Mira Sorvino überzeugt als entschlossene Wissenschaftlerin, Jeremy Northam und Charles S. Dutton liefern starke Nebenrollen, und Genre-Veteranen wie F. Murray Abraham und Giancarlo Giannini bringen zusätzliche Klasse ins Spiel.
Visuell beeindruckt Mimic mit einer düsteren, fast klaustrophobischen Inszenierung. Die engen U-Bahn-Schächte, die feuchte Kanalisation und die schummerigen Lichtverhältnisse sorgen für eine unbehagliche Grundstimmung – genau das, was ein guter Monsterfilm braucht. Del Toro hält sich mit moralischen Botschaften zwar zurück, doch das Thema ist offensichtlich: Wissenschaftliche Hybris kann fatale Konsequenzen haben.
Fazit: Ein unterschätztes Creature Feature
In Deutschland wurde Mimic auf DVD veröffentlicht, allerdings ohne 16:9-Kodierung – ein Ärgernis für Heimkino-Fans. Wer sich darauf einlassen kann, bekommt einen packenden Sci-Fi-Horrorfilm serviert, der weit mehr ist als eine bloße Alien-Kopie. Ein echter Geheimtipp für Fans von düsteren Creature Features!