Der Einstieg in die wilde Welt von „Pistolen und Petticoats“
Es war der Sommer des Jahres 1967. Vor 18:55 Uhr hatten die kleinen Zeichentrick-Kobolde aus Mainz, in ganz Deutschland bereits als „Mainzelmännchen“ bekannt, ihren Auftritt, den sie dann oftmals damit beendeten, dass sie sich um eine Nachttischlampe versammelten, um diese dann, begleitet von ihrem typischen Gekicher, auszuknipsen. Der Bildschirm wurde pechschwarz, und der Fernsehzuschauer, der mit Spannung auf den Beginn des Hauptprogramms wartete, wusste: Jetzt geht’s los. Und bei „Pistolen und Petticoats“ ging’s gleich wirklich zur Sache, wurde denn schon im markanten Titellied, einem richtigen Ohrwurm, ordentlich Pulver verschossen.
Die schräge Familie Hanks im Wilden Westen
Erzählt wird die Geschichte der Familie Hanks im Wilden Westen. Wir schreiben das Jahr 1870, und das kleine Städtchen „Wretched“ (zu gut Deutsch etwa „erbärmlich, liederlich“) ist weniger erbärmlich als andere Westernstädtchen, dafür allerdings ziemlich liederlich, denn allerlei zwielichtiges Gesindelpack treibt sich in der Stadt herum. Für Recht und Ordnung sorgt Sheriff Harold Sikes, ein junger Mann, der stolz seine beiden blank polierten Schießeisen tief geschnallt herumträgt. Na ja, er soll eigentlich für Recht und Ordnung sorgen, doch das klappt nur bedingt, stolpert der junge Mensch denn doch allzu häufig über seinen Pistolengurt, der partout nicht oben an der Hüfte bleiben will, sondern immer wieder herunterrutscht. Wenn es eine personifizierte Tollpatschigkeit gibt, dann ist ihr Name Sheriff Harold Sikes.
Die Hanks-Familie: Ein außergewöhnlicher Haufen
Dafür sorgen allerdings auch die Mitglieder der Familie Hanks, die unweit des Städtchens eine Farm bewohnt. Da wären der schrullige und kurzsichtige Opa Hanks, den es immer wieder in die Berge zieht, um dem Weibervolk in seiner Familie zu entrinnen, seine Gattin Grandma Hanks, ein liebenswürdiges und mit allen Wassern gewaschenes Großmütterchen, deren Tochter Henrietta (Hank) Hanks, die immer einen kühlen Kopf bewahrt, und wiederum deren Tochter Lucy, ein naives, blondgelocktes und herzallerliebstes Geschöpf, das einen Narren an Sheriff Sikes gefressen zu haben scheint – und umgekehrt. Und da Lucy natürlich das Engelchen der Familie ist, sind Opa, Oma und die Mama stets zur Stelle, wenn es für Lucy und ihren angebeteten Helden brenzlig zu werden droht.
Die wilden Schießereien im Städtchen Wretched
Denn die Hanks sind nicht nur schlau wie Füchse, durchtrieben wie Coyoten und hinterlistig wie Klapperschlangen, sondern auch noch schießwütig und treffsicher. So schleppt Opa stets ein Gewehr und einen Colt mit sich rum, und selbst Oma und Mutter Hanks finden in ihren Handtaschen immer Platz für irgendein Schießeisen. Und so mischen sie kräftig mit im Städtchen Wretched, wenn irgendein Unheil ausbaldowert wird, das es zu verhindern gilt. Ob es nun böse Banditen oder skrupellose Geschäftemacher und Landpiraten sind, mit den Hanks ist nicht gut Bohnen essen, wenn sie ihre Schießeisen blankziehen, und selbst die berüchtigtsten Revolverhelden des Wilden Westens lernen das Fürchten.
Einzigartiger Humor im Wilden Westen
Natürlich sticht diese Serie allein durch die mit viel Augenzwinkern und lustigen Gags erzählten Geschichten aus der Flut der in den 1950er und 1960er Jahren produzierten Westernserien heraus, die auch das deutsche Fernsehen jahrelang dominierten. Die Gags sind allerdings – wie das in den 1960er Jahren so üblich war – nicht aus der untersten Schublade gezogen, sondern bisweilen dezent und durchaus „gehobener“ Art, wenn man mal von dem „Running Gag“ des tollpatschigen Sheriffs absieht.
Die Hanks im Kampf gegen die Bösewichte
Nicht immer nur Schenkelklopfer und darauf abgezielt, das Publikum lauthals auflachen zu lassen, sondern auch mal kleine Details am Rande, die für Schmunzeln sorgen – wie zum Beispiel die Frage, ob die Hanks-Ladies denn nun ein Schießeisen dabei haben und wenn ja, welches… oder wenn nicht, wie sie sich denn diesmal aus einer brenzligen Situation retten… So ist beispielsweise eine der lustigsten Episoden die Folge „Grippe und ungebetene Gäste“, in der eine Bande von Bösewichtern die Farm der Hanks besetzt, während dort die Grippe grassiert und alle kampffähigen Familienmitglieder das Bett hüten müssen.
Das Titellied: Ein Ohrwurm für die Ewigkeit
Das Titellied ging sofort ins Ohr und wurde kräftig mitgesummt, und keine Folge wurde damals verpasst – selbst die zwei Jahre später ausgestrahlte Wiederholung der Serie wurde nochmals genossen. Seitdem war dann Ruhe um „Pistolen und Petticoats“, bis schließlich vor einigen Jahren eine DVD-Edition der deutsch synchronisierten und remasterten Episoden aufgelegt wurde.
Ein Klassiker mit einer traurigen Geschichte
Leider musste die Serie allzu früh durch den Krebstod der Hauptdarstellerin Ann Sheridan (sie starb mit nur 51 Jahren), der man bereits in einigen Folgen ansah, wie sehr sie gesundheitlich mitgenommen war, beendet werden. Auch bei einigen anderen Darstellern war wenig Erfreuliches zu vermelden… so ist die hübsche und liebreizende Carole Wells, die einige Jahre zuvor in der auch in Deutschland sehr beliebten Jugendserie „Vilma und King“ eine Hauptrolle hatte, nach „Pistolen und Petticoats“ nur noch in einigen Gastrollen in Erscheinung getreten.
Das Geheimnis des Erfolgs: Western und Comedy
Insgesamt bleibt „Pistolen und Petticoats“ eine sehr lustige, unterhaltsame klassische Comedy-Serie aus einer Zeit, wo die US-Comedy einen nicht mit Billigzoten im Stakkatofeuer erschlug, sondern richtig Spaß machte. Das Geheimnis des Erfolges lag jedoch genau in der Mischung, die auch Regieveteran Burt Kennedy bereits fürs Kino zum Erfolg führte – bleihaltige Action, Westernatmosphäre, Geballer und Humor.
Fazit: Ein Muss für Serienfreunde und Westernfans
So wurde jeder bedient, der Westernfan genauso wie der Komödienfreund. Diese Rechnung ging auch bei anderen Komödien jener Zeit wie „Der Geist und Mrs. Muir“ oder „Lieber Onkel Bill“ auf. Im Western kamen allerdings dann auch noch viele kleine Klischees und Ausstattungsdetails hinzu, die nur dieses Genre bieten konnte. Für Freunde klassischer Serien – und nicht nur Westernfans – die sich prächtig unterhalten wollen, ist „Pistolen und Petticoats“ ein Muss.