Planet der Vampire (1965) Farben, Nebel und fremde Schrecken

Farben, Nebel und fremde Schrecken – Mario Bavas Weltraumhorror als visuelles Meisterwerk
Bevor Alien 1979 das Genre neu definierte, bevor Ridley Scott Nebelmaschinen auf Spaceships losließ, gab es Mario Bava – und seinen faszinierenden, unheimlich schönen Science-Fiction-Horror „Planet der Vampire“ (Terrore nello spazio, 1965).
Bava, der italienische Meister des Lichts, der Schatten und der Fantasie, schuf hier ein visuell atemberaubendes Werk, das trotz kleinem Budget die Ästhetik ganzer Generationen von Sci-Fi- und Horrorfilmen prägte.
Handlung – Ein fremder Planet, ein uralter Schrecken
Zwei Raumschiffe, Argos und Galliot, folgen einem mysteriösen Notsignal auf einen unbekannten Planeten.
Die Crew der Argos unter dem Kommando von Captain Mark Markary (Barry Sullivan) landet – doch sofort beginnt eine unheimliche Kraft, die Besatzung zu beeinflussen.

Zuerst kommt es zu Panik und Wahnsinn: Crewmitglieder greifen sich gegenseitig an, als wären sie besessen.
Bald stellt sich heraus, dass eine unsichtbare außerirdische Lebensform versucht, ihre Körper zu übernehmen – Tote kehren zurück, Freunde werden zu Feinden, und das Überleben hängt an einem seidenen Faden.
Als Markary das zweite Schiff entdeckt, findet er dort nur noch Leichen – und ein uraltes außerirdisches Wrack, das eine gespenstische Wahrheit offenbart:
Der Planet selbst ist ein Friedhof … und seine Bewohner sind längst nicht so tot, wie es scheint.
Die Hauptdarsteller – Stilvolle Panik im Nebel
- Barry Sullivan als Captain Mark Markary:
Der amerikanische Hollywood-Veteran verleiht dem Film Autorität und Gravitas. Er spielt den Kommandanten ruhig, überlegt, mit der klassischen Ausstrahlung eines 50er-Jahre-Helden – perfekt als Gegenpol zur surrealen Bedrohung. - Norma Bengell als Sanya:
Eine der ersten starken Frauenfiguren im europäischen Sci-Fi. Bengell bringt Eleganz, Intelligenz und Mut in ihre Rolle – lange bevor Sigourney Weaver ähnliche Pfade beschritt. - Ángel Aranda als Wess:
Der emotionale Mittelpunkt des Films – sensibel, loyal, aber innerlich zerrissen. Seine Figur steht sinnbildlich für die menschliche Verletzlichkeit im Angesicht des Unbekannten. - Evi Marandi, Stelio Candelli und Fernando Villeña ergänzen das Ensemble mit typisch europäischem Charme, perfekt eingefangen von Bavas Kamera.
Regie – Mario Bava, der Maler des Weltraums
Mario Bava, Meister des italienischen Gothic-Horrors (Die Stunde, wenn Dracula kommt, Blutige Seide), inszenierte Planet der Vampire mit unglaublichem Stilbewusstsein.
Obwohl das Budget lächerlich gering war, zauberte Bava mit Licht, Nebel, Farbfiltern und Miniaturmodellen ein kosmisches Albtraum-Universum, das seiner Zeit weit voraus war.
Die Außenaufnahmen des Planeten – in rot-orange-blauem Licht, durchzogen von Rauchschwaden – wirken bis heute hypnotisch.

Sein Umgang mit Farbe und Schatten erinnert an expressionistische Malerei.
Die Raumschiffkulissen mögen aus Pappe bestehen, doch unter Bavas Linse wirken sie wie Szenen aus einem Fiebertraum – ein ästhetisches Meisterstück, das „Alien“, „Event Horizon“ und selbst „Prometheus“ beeinflusste.
Kritik – Zwischen B-Movie und Meisterwerk
„Planet der Vampire“ ist kein Film für Effekthungrige, sondern ein Werk für Cineasten.
Er verbindet philosophische Science-Fiction mit gotischem Horror – wie Frankenstein trifft Lovecraft im Weltraum.
Die Atmosphäre ist dicht, unheimlich und konstant beunruhigend.
Es gibt kaum Monster im klassischen Sinn, aber überall lauert das Gefühl des Unausweichlichen – ein Alptraum in Cinemascope.
Bavas Kameraarbeit ist brillant, seine Lichtregie legendär.
Und obwohl die Dialoge manchmal steif und das Spiel theatralisch wirken, hat der Film eine fast hypnotische Wirkung – wie ein Traum, aus dem man nicht erwachen will.
Kurz gesagt: ein B-Movie mit A-Ästhetik und Seele.
Fun Facts zum Film
- Der Film basiert lose auf der Kurzgeschichte „One Night of 21 Hours“ von Renato Pestriniero.
- Gedreht wurde in nur sechs Wochen in den Cinecittà-Studios in Rom.
- Bava nutzte Spiegel, Rauch und gefärbte Filter, um Tiefe zu erzeugen – echte Sets waren nur wenige Meter groß.
- Die Raumanzüge mit den gelben Kragen wurden später in unzähligen italienischen Sci-Fi-Produktionen wiederverwendet.
- Ridley Scott und Dan O’Bannon nannten Planet der Vampire ausdrücklich als Einfluss für „Alien“ (1979) – besonders die Szene im abgestürzten Raumschiff.
- In Deutschland lief der Film ab 1968 unter dem Titel „Planet der Vampire – Schrecken im Weltall“ in den Kinos und wurde in den 80ern ein beliebter VHS-Hit.
Fazit – Ästhetik des Unbekannten
„Planet der Vampire“ ist eines der schönsten Beispiele für italienisches Genre-Kino der 60er Jahre.
Mit minimalem Budget, maximaler Fantasie und einem unverwechselbaren Stil schuf Mario Bava ein atmosphärisches Kunstwerk, das Science-Fiction und Horror verschmelzen lässt.

Statt Explosionen gibt es hier hypnotische Bilder, statt Action gibt es beklemmende Stille.
Ein Film, der mehr mit Suggestion arbeitet als mit Schock – und dabei umso tiefer unter die Haut geht.
Für Retro-Fans, Bava-Jünger und Liebhaber des kultigen 60er-Kinos: absolute Pflicht!
Retro-Bewertung
🚀 Atmosphäre & Stil: ★★★★★
🎭 Schauspiel (Sullivan / Bengell): ★★★★☆
🎬 Regie (Mario Bava): ★★★★★
📼 Sci-Fi-Kult- & Einflussfaktor: ★★★★★
👉 Gesamt: 5 von 5 Retro-Sternen
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