Samurai Cop (1991) – Trash-Action mit Kultstatus

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Vom Bodyguard zum Samurai Cop

Mathew Karedas war als Bodyguard für Silvester Stallone tätig (Ja, Rambo brauchte einen Leibwächter!), ehe er selbst versuchte, im Filmgeschäft Fuß zu fassen. Es blieb bei rund einem halben Dutzend Auftritten vor der Kamera. Einer davon ist „Samurai Cop“ aus dem Jahre 1991, der versuchte, auf der Erfolgswelle der Retro-Actionfilme mit zuschwimmen und auch in deutschen Videothekenregalen landete – selbstredend im FSK-18 Bereich. Da blieb er allerdings nicht lange, denn wie so viele Filme dieser Art auch war der Samurai Cop bald ein schmerzender Dorn im Auge der gestrengen Jugendmedienwächter, die ihn alsbald auf den Index setzten.

Ein harmloser Film mit fragwürdiger Indizierung

Wenn man den Film heute betrachtet, fragt man sich allerdings, warum man so streng mit ihm umging. Denn das, was hier geboten wird, haben wir alles schon wesentlich besser und härter gesehen.

Ein Samurai in Los Angeles

Wie der Titel verrät, geht es um Samurais. Dies ist allerdings keine japanische Produktion, sondern eine amerikanische. Also taucht der Samurai erst mal als Spitzname für den Cop Joe Marshal auf, der extra aus San Diego nach Los Angeles gereist ist, um die dortige Polizei im Kampf gegen die japanische Mafia zu unterstützen. Die nach dem japanischen Schwert Katana benannte Verbrecherorganisation setzt nämlich alles daran, die uneingeschränkte Herrschaft in der Chinatown zu übernehmen. Da Joe Marshal in Japan die Kunst des Schwertkampfes erlernte und der Yakuza den Kampf erklärt hat, nannte man ihn „Samurai Cop“. Und flugs tritt er mit Partner Frank Washington in Aktion und versaut den Japanern einen lukrativen Drogendeal. Diese Kampfansage lassen die Verbrecher natürlich nicht auf sich sitzen und führen zahlreiche Ninjas ins Feld, die sich aber allesamt als Kanonenfutter bzw. Rohrkrepierer erweisen. Also übernimmt Yamashita, die rechte Hand des Yakuza-Paten, selbst die Aufgabe, den unliebsamen Cop in Buddhas Arme zu schicken. Allerdings stellt der muskelbepackte Killer bald fest, dass er sich wohl etwas mehr vom Reiskuchen abgebissen hat, als er kauen kann…

Trash vom Feinsten – Klischees, Macho-Sprüche und nackte Haut

Es läuft natürlich von Anfang an alles auf den obligatorischen Schwertkampf hinaus. Bis es aber soweit ist, häuft der Drehbuchautor sämtliche Klischees des B- und C-Actionkinos in anderthalb Stunden Laufzeit an, würzt das Ganze mit sexistischen Macho-Sprüchen unterhalb der Gürtellinie („He, ich hab heut Abend frei. Willst du vögeln?“), pflanzt noch einen schwulen Oberkellner mit extremem Overacting in die Handlung und sorgt dafür, dass so ziemlich alle beteiligten Damen die Hüllen fallen lassen. Robert Z’Dar, der als „Maniac Cop“ in drei Filmen zur Legende wurde, geht hier als japanischer Killer mit Rauschebart durch und darf zur Belohnung für seine Mitwirkung in diesem Sammelsurium des Unsinns mit einem rothaarigen Nackedei kuscheln, während Samurai Joe derweil eine Kollegin aus der Hubschrauberstaffel und das Liebchen des Yakuza-Paten flachlegt.

Logik? Fehlanzeige!

Wenn bei all diesen Aktivitäten noch etwas Luft bleibt, wird geballert, verhackstückt und in die Luft gejagt, dass es eine wahre Freude ist. Kollege Washington ballert liebend gern mit einer Magnum rum, ohne nachzuladen, und schafft problemlos, ein Dutzend Gegner mit einem Revolver mit sechs Patronen wegzuknipsen. Überhaupt lässt man den bösen Prügelknaben keinerlei Chance. Wer irgendwas in der Hand hält, das entfernt wie ein Schießprügel ausschaut, oder gar mit schwarzer Skimütze einem Ninja ähnelt, wird kurzerhand umgenietet.

Ein Held ohne Charisma

Samurai-Cop Mathew Karedas nannte sich für den Film „Matt Hannon“, was sich auf den Filmplakaten und den Credits wohl besser las, und sorgte dafür, dass sein nicht sehr attraktives Gesicht, das er ständig mit weit aufgerissenen Augen und grässlich verzerrtem Mund entstellte, in vielen Großaufnahmen präsentiert wurde. Ehrlich gesagt habe ich selten einen hässlicheren Schauspieler den Helden in einem Actionfilm spielen sehen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was die Frauen wohl an solch einem unansehnlichen Typen attraktiv finden mochten – es mag wohl am Drehbuch gelegen haben.

So schlecht, dass er wieder gut ist

„Samurai Cop“ ist ein schlechter Film – eigentlich einer der schlechtesten Actionfilme, die ich in meinem Leben jemals gesichtet habe. Aber er ist so schlecht, dass er schon wieder eine Perle innerhalb des Genres ist. Hier werden wirklich alle Register des Action-Billigkinos gezogen, das wir Fans so schätzen. Aber dieses (Abfall-)Produkt zeigt, dass es immer noch einen Tick schlechter geht. Über die deutsche Synchro verliere ich jetzt kaum ein Wort – nur soviel: Es stand kein markanter Sprecher, den man so gerne für solche Produktionen nahm, am Mikro. Nicht mal der unverwüstliche Tausendsassa Norbert Gastell…

Indizierung und fragwürdige Schnittfassungen

Und noch ein Kuriosum – bei all diesem drittlassigen Schmarrn muss ein abgehauener, mit Filmblut bespritzter Holzarm die Jugendschützer derart erzürnt haben, dass der Film nur um satte 5 Minuten gekürzt in die Videotheken kam. Dennoch landete er dann auf dem Index, wo er 25 Jahre blieb. Vielleicht waren aber auch die Nackedeis Schuld daran. Nach der Listenstreichung wurde eine deutsche uncut-DVD veröffentlicht, die erhielt allerdings immer noch keine 18er Freigabe, sondern das SPIO/JK-Siegel. Um dann doch noch ein paar Euro aus dem Film rauszuholen, warf man eine übelst zerstückelte FSK-16-DVD auf den Markt, in der die größte Zahl der Actionsequenzen, Body Shots, ein abgetrennter Kopf, ein brennender Mann, usw. komplett fehlen. Jetzt stellt sich die Frage, wann die Anbieter auf den Trichter kommen und ein unrated Mediabook zu Mondpreisen auf den Markt bringen. Es soll ja Leute geben, die wirklich jeden Film auf Mediabook kaufen, nur um ihn zu besitzen und damit prahlen zu können. „Samurai Cop“ dürfte auch das Zeug haben, in der einen oder anderen Sammlung zu enden, ohne wirklich angeschaut zu werden.

Und dann kam „Samurai Cop 2“…

Und weil’s so schön ist, über schlechte Filme zu schreiben, noch ein Kuriosum: Es geht – ihr glaubt es nicht – tatsächlich noch schlechter. Noch viel schlechter. Noch sehr, sehr viel schlechter. Denn knapp 25 Jahre nach dem desaströsen „Samurai Cop“ trommelte Mathew Karedas die noch lebenden und willigen Darsteller von Teil 1 zusammen und drehte „Samurai Cop 2“. Eine detaillierte Besprechung erspare ich euch, weil es kein Retro-Film mehr ist. Aber – man brauchte ein Zugpferd, das man in der asiatischen Powerfrau Bai Ling fand. Sie bleibt allerdings weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Inszeniert wie ein mieses Videospiel tapern Joe und sein Kumpel sichtlich gealtert durch eine wirre Handlung, in der von allen Seiten Ninjas angewieselt kommen und sich ins Jenseits zimmern lassen. Und dazwischen tritt Samurai Cop Joe im Traum gegen süße splitternackte Blondinen mit Samuraischwertern an. Das Ganze ist so bescheuert und sinnfrei, dass „schlecht“ nur noch ein Gütesiegel wäre.

Fazit: Trash-Perle oder Zeitverschwendung?

Wer auf schlechte Retro-Actioner steht oder den Film auch nur wegen Robert Z’Dar und ein paar Nackedeis sehen will, kann bei „Samurai Cop“ nichts falsch machen. Man kann’s aber auch bleiben lassen…

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