Schulmädchen-Report – Die legendäre Filmreihe der 70er im Überblick
Provokation, Skandal und ein Spiegelbild der Gesellschaft – das ist die Schulmädchen-Report-Reihe, eine der erfolgreichsten deutschen Filmserien der 70er Jahre. Zwischen 1970 und 1980 erschienen sage und schreibe 13 Filme, die das damalige Kino revolutionierten – und die Moralvorstellungen gleich mit.
Die Entstehungsgeschichte: Ein Bericht erschüttert die Republik
Alles begann mit dem Buch „Schulmädchen-Report. Was Eltern nicht für möglich halten“ von Dr. Günther Hunold, das 1970 erschien und mit seinen angeblich echten Fallgeschichten aus dem Leben deutscher Teenager für Aufsehen sorgte.
Produzent Wolf C. Hartwig roch sofort das Potential: Er ließ das Buch von Ernst Hofbauer verfilmen, und der erste Film schlug ein wie eine Bombe. Über 5 Millionen Kinobesucher allein in Deutschland machten den “Report” zum Hit – und sorgten für zwölf Fortsetzungen.
Die Filme im Überblick
Teil | Jahr | Titel (dt.) | Regie | Besonderheit |
---|---|---|---|---|
1 | 1970 | Schulmädchen-Report 1 | Ernst Hofbauer | Der Klassiker, der alles ins Rollen brachte |
2 | 1971 | …Was Eltern den Schlaf raubt | Ernst Hofbauer | Deutlich provokanter |
3 | 1972 | …Was Eltern nicht mal ahnen | Ernst Hofbauer | Jetzt wurde’s noch frivoler |
4 | 1972 | …Was Eltern oft verzweifeln lässt | Ernst Hofbauer | Skandale, wohin man schaut |
5 | 1973 | …Was die Eltern wirklich wissen sollten | Ernst Hofbauer | Erste Abnutzungserscheinungen |
6 | 1973 | …Was Eltern sich nicht träumen lassen | Ernst Hofbauer | Neue Gesichter und Geschichten |
7 | 1974 | …Bekenntnisse eines Schulmädchens | Ernst Hofbauer | Deutlich satirischer |
8 | 1974 | …Was Eltern nie erfahren dürfen | Ernst Hofbauer | Zeitkritischer Unterton |
9 | 1975 | …Heute steht die Penne kopf | Ernst Hofbauer | Humor wird wichtiger |
10 | 1976 | …Wenn Eltern auseinandergehen | Ernst Hofbauer | Sozialdrama trifft Erotik |
11 | 1977 | …Probieren’s mit den Schülern | Ernst Hofbauer | Leicht trashige Züge |
12 | 1978 | …Ich glaub’ die Schüler sind reif | Ernst Hofbauer | Fast schon parodistisch |
13 | 1980 | …Vergiß beim Sex die Liebe nicht | Walter Boos | Abschluss der Reihe |
Inhalt und Struktur der Filme
Jeder Schulmädchen-Report ist episodenhaft aufgebaut:
Ein lockerer Rahmen – meistens ein Reporter, ein Polizist oder ein Lehrer – führt durch verschiedene kurze Geschichten aus dem Alltag junger Mädchen.
Die Themen kreisen stets um erste Liebe, Sex, Beziehungen, Gesellschaftskonflikte – und nicht selten um Tabus wie Untreue, Prostitution, Lehrer-Schüler-Verhältnisse oder homosexuelle Erfahrungen.
Der Ton ist dabei eine Mischung aus:
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Anschein von Dokumentation („echte“ Interviews, eingeblendete Fragen),
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typisch deutscher Humor der 70er (von derben Scherzen bis zu leichtem Slapstick),
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eindeutiger Erotik, die zwar vieles zeigt, aber meistens nicht zu explizit wird.
Man könnte sagen: halb Gesellschaftskritik, halb Ausrede für sehr viel nackte Haut – aber immer mit dem Zeitgeist im Rücken.
Bekannte Schauspieler und Gesichter
Viele Darsteller waren (noch) keine Stars – aber einige Namen lassen aufhorchen:
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Katja Bienert – “Gesicht der frühen Teile”, später auch in anderen Erotikfilmen aktiv.
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Eva Gross – eine feste Größe der Reihe.
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Gerlinde Doeberl – immer wieder in verschiedenen Episoden zu sehen.
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Puppa Armbruster – keck und frech, oft im Mittelpunkt der Storys.
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Josef Moosholzer – der “ewige Vater”, der in fast jedem Teil als streng-gutherziger Papa auftritt.
Spannend:
Einige spätere Stars hatten ihre allerersten Auftritte in kleinen Rollen in diesen Filmen – allerdings blieben viele Schauspieler der Reihe in der Erotik-Nische und fanden nie den Sprung ins große deutsche Kino.
Fun Facts, die kaum jemand kennt
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Die Musik der Reihe – oft federleicht, manchmal cheesy – stammt größtenteils von Gert Wilden. Besonders beliebt: “Schulmädchen Report Theme”, ein groovy Ohrwurm!
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In den 70ern waren die Schulmädchen-Reports teils erfolgreicher als Hollywoodfilme wie Der Pate oder Spiel mir das Lied vom Tod in Deutschland!
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Ernst Hofbauer führte bei allen Teilen Regie – bis auf den letzten, der von Walter Boos inszeniert wurde.
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Die Dreharbeiten waren extrem günstig: Meist reichten 10–14 Drehtage pro Film.
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Kein echtes Schulmädchen war je an den Filmen beteiligt – die Schauspielerinnen waren meist zwischen 18 und 25 Jahren alt.
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Die Reihe wurde offiziell 1980 eingestellt, aber sie lebt bis heute in zahllosen Anspielungen, Persiflagen und Hommagen weiter.
Fazit: Ein Stück deutsche Filmgeschichte
Die Schulmädchen-Report-Filme sind heute ein faszinierendes Zeitdokument:
Sie zeigen ein Westdeutschland im Umbruch, zwischen prüder Moral und sexueller Befreiung.
Was einst als skandalöse Enthüllung galt, wirkt heute manchmal unfreiwillig komisch, manchmal charmant nostalgisch. Aber unterschätzen sollte man die Reihe nicht:
Sie brachte neue Erzählformen ins deutsche Kino, brach Tabus – und holte Themen wie Sexualerziehung, Emanzipation und Familienselbstkritik auf die Leinwand, die bis dahin bestenfalls unter der Oberfläche brodelten.
Kurzum:
Schulmädchen-Report war viel mehr als nur nackte Haut – es war ein Spiegel der Gesellschaft, verpackt in Soft-Erotik und 70er-Jahre-Flair.
Die komplette Schulmädchen-Report-Reihe im Einzelporträt
1. Schulmädchen-Report: Was Eltern nicht für möglich halten (1970)
Startschuss einer Revolution.
Regisseur Ernst Hofbauer setzte die angeblichen Fallberichte des Buches gekonnt in Szene: Locker inszeniert, frech erzählt, mit deutlichem Fokus auf tabuisierte Themen wie vorehelichen Sex, Abtreibung und Elternhauskonflikte.
▶️ Handlung:
Rahmenhandlung: Ein Reporter befragt Jugendliche und Erwachsene zu Moral und Sexualität.
Dazwischen: Episoden, in denen junge Mädchen ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen – von der Affäre mit älteren Männern bis zu ersten Liebesdramen.
⭐ Besonderheit:
Der erste Teil war ein Riesen-Skandal – und gleichzeitig ein Publikumsmagnet.
2. Schulmädchen-Report 2: Was Eltern den Schlaf raubt (1971)
Noch provokanter.
Nach dem Erfolg des ersten Films drehte Hofbauer eine Schippe drauf: mehr nackte Haut, noch frechere Themen.
▶️ Handlung:
Wieder Episoden über erste Erfahrungen – diesmal inklusive Doppelmoral der Erwachsenen, Jugendkriminalität und sogar Missbrauch von Autoritäten.
⭐ Besonderheit:
Hier trat Katja Bienert besonders in den Vordergrund – eine der bekanntesten Darstellerinnen der Reihe.
3. Schulmädchen-Report 3: Was Eltern nicht mal ahnen (1972)
Der Stil verfestigt sich.
Langsam merkt man: Der Report entwickelt sich zu einer Art “Marke”.
▶️ Handlung:
Themen wie Gruppensex, Lehrer-Schüler-Beziehungen und homosexuelle Erfahrungen werden erstmals offen angesprochen.
⭐ Besonderheit:
Die Presse überschlug sich: Von “Verrohung der Jugend” bis “wichtiges Zeitdokument” – die Meinungen waren extremer denn je.
4. Schulmädchen-Report 4: Was Eltern oft verzweifeln lässt (1972)
Mehr Drama, weniger Spaß.
Hofbauer wollte beweisen, dass die Reihe auch ernstere Töne anschlagen kann.
▶️ Handlung:
Zwangsehen, Familienprobleme, Ausreißergeschichten.
Zentrale Frage: Wer trägt wirklich Schuld an der “Verwahrlosung” der Jugend?
⭐ Besonderheit:
Deutlich mehr gesellschaftliche Kritik – was dem Publikum allerdings nicht ganz so gut gefiel.
5. Schulmädchen-Report 5: Was die Eltern wirklich wissen sollten (1973)
Zurück zu den Wurzeln.
Wieder leichter, frecher und episodischer.
▶️ Handlung:
Erste Liebe, Schulhofgerüchte, erste Enttäuschungen – jetzt auch mit mehr komödiantischen Momenten.
⭐ Besonderheit:
Dieser Teil wurde besonders oft im Nachmittagsprogramm im Privatfernsehen wiederholt (natürlich geschnitten).
6. Schulmädchen-Report 6: Was Eltern sich nicht träumen lassen (1973)
Frischer Wind.
Neue Darsteller, neue Schauplätze.
▶️ Handlung:
Das Landleben kommt ins Spiel: Stadtmädchen trifft Bauernsohn – und Chaos ist vorprogrammiert.
⭐ Besonderheit:
Viele Szenen wurden tatsächlich auf echten bayerischen Dörfern gedreht – ohne Absperrung, oft beobachtet von neugierigen Dorfbewohnern!
7. Schulmädchen-Report 7: Bekenntnisse eines Schulmädchens (1974)
Der selbstironische Wendepunkt.
▶️ Handlung:
Die Mädchen erzählen ihre Erlebnisse nun bewusst selbst – teilweise augenzwinkernd, teilweise schockierend offen.
⭐ Besonderheit:
Einige Episoden nehmen sogar die eigene Filmreihe auf die Schippe!
8. Schulmädchen-Report 8: Was Eltern nie erfahren dürfen (1974)
Dunklere Themen.
Gewalt, Missbrauch und gesellschaftlicher Druck rücken stärker in den Mittelpunkt.
▶️ Handlung:
Mädchen, die sich in prekären Verhältnissen wiederfinden, oft auf der Suche nach Liebe – und auf Irrwegen.
⭐ Besonderheit:
Erstmals gibt es einen Mordfall als zentrale Story in einer Episode.
9. Schulmädchen-Report 9: Heute steht die Penne kopf (1975)
Jetzt wird gelacht.
Mehr Komödie, mehr Albernheiten.
▶️ Handlung:
Eine Schule wird zum Tummelplatz der Hormone. Direktor verzweifelt an der modernen Jugend.
⭐ Besonderheit:
Fast eine Parodie auf die eigenen frühen Filme – sehr beliebt bei jüngeren Zuschauern.
10. Schulmädchen-Report 10: Wenn Eltern auseinandergehen (1976)
Ernsthaft und sozialkritisch.
▶️ Handlung:
Scheidungskinder im Fokus. Der Film zeigt, wie zerbrochene Familienbeziehungen junge Mädchen in schwierige Situationen bringen.
⭐ Besonderheit:
Wurde damals als “besonders aufklärerisch” von Jugendschutzstellen eingestuft.
11. Schulmädchen-Report 11: Probieren’s mit den Schülern (1977)
Leicht chaotisch.
Humor, Erotik und absurde Storys vermischen sich wild.
▶️ Handlung:
Lehrer-Schüler-Verhältnisse auf die Schippe genommen, inklusive Flirts und Turbulenzen im Schulalltag.
⭐ Besonderheit:
Viele skurrile Figuren – darunter ein Sportlehrer, der seine Schülerinnen für Leichtathletik und andere “Künste” begeistern will.
12. Schulmädchen-Report 12: Ich glaub’, die Schüler sind reif (1978)
Die Luft wird dünner.
▶️ Handlung:
Wenig Neues – ein Mix aus alten Themen mit neuen Gesichtern.
⭐ Besonderheit:
Erstmals bemerkt man ein starkes Recycling von Ideen aus früheren Filmen.
13. Schulmädchen-Report 13: Vergiß beim Sex die Liebe nicht (1980)
Abschied mit Stil.
▶️ Handlung:
Ein versöhnlicher Abschluss: Beziehungen stehen wieder im Vordergrund, nicht nur körperliche Abenteuer.
⭐ Besonderheit:
Regie führte Walter Boos, da Hofbauer sich langsam von der Reihe verabschiedete.
Der Film wirkt fast wie eine Hommage an die gesamte Serie.
Abschlussfazit
Die Schulmädchen-Report-Reihe ist ein faszinierendes Kaleidoskop einer Ära:
Sie spiegelt den gesellschaftlichen Umbruch der 70er, den Wandel von Erziehung und Moral und den Aufbruch in eine freiere Gesellschaft.
Gleichzeitig ist sie auch ein Dokument der Lust am Skandal und der Lust am Erzählen – nie frei von Widersprüchen, aber immer ein Kind ihrer Zeit.