Sein Name war Gannon (1968) – Unterschätzter Western mit starkem Cast

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Sein Name war Gannon (1968) – Ein unterschätzter Spätwestern mit starkem Ensemble

Westernfilme der 60er Jahre hatten oft zwei Gesichter: Während Italo-Western mit Coolness und zynischer Härte punkteten, hielt Hollywood an klassischer Erzählweise fest. Doch zwischen all den Blockbustern und Spätwestern gibt es immer wieder Werke, die unter dem Radar fliegen – so wie Sein Name war Gannon (Original: A Man Called Gannon). Ein Film, der weniger durch große Schießereien als durch starke Figuren und ein bemerkenswertes Ensemble überzeugt.

Die Story: Ein alter Haudegen und ein Greenhorn

Jim Gannon (Anthony Franciosa) ist ein erfahrener Cowboy und zieht als freier Mann durch den Westen. Als er dem jungen Jess Washburn (Michael Sarrazin) das Leben rettet, nimmt er ihn unter seine Fittiche. Jess will sich als Viehtreiber beweisen, doch schnell gerät er zwischen die Fronten: Auf der einen Seite steht Beth Cross (Judi West), die das Familienranch-Imperium ihres verstorbenen Mannes führt, auf der anderen die raubeinigen Cowboys, angeführt von Capper (John Anderson) und Lou (Robert F. Simon), die sich von Großgrundbesitzern nichts sagen lassen wollen. Gannon steckt mittendrin – und muss entscheiden, wo seine Loyalität liegt.

Die Darsteller: Große Namen, starke Leistungen

Der Film lebt von seinen Schauspielern – allen voran Anthony Franciosa. Der charismatische Darsteller, bekannt aus Die Krone des Lebens (1957) und zahlreichen TV-Serien, verleiht Gannon genau die Mischung aus Coolness und Melancholie, die der Rolle Tiefe gibt. Gannon ist kein überlebensgroßer Revolverheld, sondern ein Mann, der weiß, dass seine Ära langsam zu Ende geht.

An seiner Seite glänzt Michael Sarrazin, der hier eine seiner ersten großen Rollen spielt. Nur ein Jahr später wurde er mit Asphalt-Cowboy (1969) an der Seite von Jane Fonda bekannt. Als Jess Washburn verkörpert er das klassische Western-Motiv des naiven Neulings, der erst lernen muss, dass der Westen nicht aus Schwarz und Weiß besteht.

Judi West spielt Beth Cross als selbstbewusste Frau, die sich in der von Männern dominierten Welt behaupten muss. Leider blieb ihre Filmkarriere kurz – sie ist hauptsächlich durch ihre Rolle in Billy Wilders Der Glückspilz (1966) bekannt.

Die Nebenrollen sind ebenfalls stark besetzt: John Anderson, ein Veteran unzähliger Western (darunter Winchester ’73 und Die Unbestechlichen), gibt den knallharten Viehhirten Capper, während Robert F. Simon (Der Mann aus dem Westen) als sein etwas gemäßigter Kollege Lou auftritt.

Mehr Charakterdrama als Action-Spektakel

Wer hier einen bleihaltigen Western erwartet, wird enttäuscht. Sein Name war Gannon ist kein Film der großen Schießereien, sondern ein Charakterstück, das sich Zeit nimmt. Die Dynamik zwischen den Figuren ist das Herzstück des Films: Es gibt keine klaren Helden oder Schurken, sondern Menschen mit nachvollziehbaren Interessen und Fehlern. Beth ist nicht die klischeehafte “Dame in Not”, sondern eine toughe Frau, die für ihre Ranch kämpft. Gleichzeitig sind die Viehtreiber keine reinen Bösewichte, sondern Männer, die einfach um ihre Existenz fürchten.

Visuell beeindruckend, aber ruhig inszeniert

Gedreht in den weiten Landschaften von New Mexico, punktet der Film mit eindrucksvollen Bildern. Regisseur James Goldstone, eigentlich eher aus dem TV-Geschäft bekannt, inszeniert das Geschehen nüchtern und ohne große Effekthascherei. Die Musik bleibt dezent, die Action-Szenen sind spärlich, und das Tempo ist eher gemächlich. Für Freunde klassischer Western-Melodramen funktioniert das, doch wer auf knallharte Duelle und epische Reitjagden hofft, wird hier nicht fündig.

Fazit – Ein Western für Kenner

Sein Name war Gannon ist ein Western der leisen Töne, der eher auf Figurenentwicklung als auf Spektakel setzt. Er mag nicht die Wucht eines Erbarmungslos (1992) oder die Coolness eines Spaghetti-Westerns haben, aber für Fans von nachdenklicheren Western à la Monte Walsh (1970) oder Der letzte Scharfschütze (1976) ist er definitiv einen Blick wert.

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