Time Bandits (1981) – Wenn Zwerge durch die Zeit stolpern

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Was bekommt man, wenn man sechs kleptomanische Zwerge, einen gelangweilten Jungen, Napoleon, Robin Hood, Sean Connery und einen ziemlich schlecht gelaunten „Bösen“ in ein Drehbuch stopft? Richtig: „Time Bandits“, Terry Gilliams abgefahrener Fantasy-Zeitreise-Trip, der wie ein Märchen aus der Irrenanstalt wirkt – und das meinen wir als Kompliment.

Gilliam (Monty Python-Urgestein, später Regisseur von Brazil und Baron Münchhausen) liefert hier eine anarchische Abenteuerfahrt quer durch die Historie ab – schrill, schräg und garantiert nicht pädagogisch wertvoll. Ein Film wie ein wild gewordener Kindergeburtstag mit Budget.


🚪 Der Kleiderschrank, das Multiversum

Kevin, ein fantasiebegabter Junge mit Eltern, die mehr an Küchengeräte als an Kinder glauben, wird nachts von einem gewaltigen Donnergrollen geweckt. Aus seinem Kleiderschrank platzen sechs kleinwüchsige Gauner, bewaffnet mit einer Karte des Universums – auf der sämtliche „Löcher“ in der Zeit eingezeichnet sind. Jackpot!

Was folgt, ist eine wilde Flucht durch Jahrhunderte: Von Napoleon (der Kleinwüchsige liebt kleine Leute!) über Robin Hood (John Cleese als gönnerhafter Sozialarbeiter mit Stock im Hintern), bis zum antiken Griechenland, wo niemand Geringeres als Sean Connery als cooler Agamemnon seine Rüstung poliert. Und ganz am Ende wartet „Das Böse“ – ein digitaler Diktator mit Ambitionen auf absolute Ordnung.


🤡 Monty Python trifft Märchenbuch

„Time Bandits“ ist kein klassischer Kinderfilm – und auch kein klassischer Erwachsenenfilm. Er ist ein groteskes Fantasy-Sammelsurium, das seinen Zuschauer wie eine Flipperkugel durch Raum und Zeit schleudert. Terry Gilliams Handschrift ist überall: schräge Sets, schwarzer Humor, absurde Dialoge – und ganz nebenbei eine zynische Gesellschaftskritik im Kinderzimmerformat.

Die sechs Zwerge – Randall, Wally, Fidgit, Strutter, Og und Vermin – sind herrlich unausstehlich, ständig am Streiten, Gier treibt sie voran. Kevin ist der einzige mit Gewissen – und damit eine Art moralischer Kompass in einem Film, der ansonsten komplett ohne moralischen Kompass auskommt.


📼 VHS-Gold mit Stilbruch-Garantie

Wer diesen Film in den 80ern auf VHS entdeckt hat, wird sich an die zerkratzten Bänder und das fragende Gesicht der Eltern erinnern. „Was schaust du da für einen Unsinn?“ – Tja, pures Kultkino eben! Man weiß nie, ob man gerade lachen, staunen oder sich an den Kopf fassen soll – und genau das macht Time Bandits so einmalig.

Highlights?

  • Ein digitales Bösewicht-Hauptquartier mit absurdem Design und sadistischem Stil.

  • Sean Connery, der mit vollem Ernst inmitten dieses Wahnsinns mitspielt – und dabei cooler ist als jeder Marvel-Held.

  • Das bitterböse Finale mit Mikrowellenexplosion und Elternentsorgung – Gilliam eben.


📚 Fun Facts für Nostalgiker

  • Produziert wurde der Film von niemand Geringerem als George Harrison – der Ex-Beatle komponierte auch den Song „Dream Away“.

  • Die Miniaturwelten und Sets wurden mit gerade mal 5 Mio. Dollar realisiert – ein Wunderwerk an Practical Effects.

  • Der Film ist Teil von Gilliams sogenannter „Trilogie der Vorstellungskraft“, neben Brazil (für Erwachsene) und Baron Münchhausen (für Greise).

  • Ursprünglich sollte Connery nur kurz als „King“ auftreten – er war aber so begeistert, dass er gleich Agamemnon spielen wollte.


🧠 Fazit: Fantasy mit Schräglage

„Time Bandits“ ist kein glattgebügeltes Mainstream-Fantasyabenteuer, sondern ein wilder Ritt durch schräge Ideen, philosophischen Subtext und alberne Kostüme. Wer Die unendliche Geschichte für zu brav, Monty Python für zu wirr und Doctor Who für zu britisch hält, sollte hier trotzdem mal reinschauen – denn dieser Film macht mit dem Zuschauer genau das, was seine Figuren mit der Zeit machen: Er spielt damit.

Ein echtes Juwel für Fans von anarchischem Fantasykino mit Hirn, Herz und ordentlich Retro-Staub auf dem Tape.


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